Österreich: Forum abrahamitischer Religionen gegründet

Wien/Österreich | 30.06.2006 | APD | Interreligiöser Dialog

Vertreter des Judentums, der christlichen Kirchen und des Islams haben am 21. Juni in Wien das "Forum abrahamitischer Religionen" gegründet. Die Initiative zur Schaffung einer solchen Dialogplattform ging vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) aus.

Das Forum versteht sich als eine offizielle Kontaktstelle, die jederzeit von jeder der beteiligten Religionen im Bedarfs- oder Krisenfall einberufen werden kann, um gemeinsam zu beraten und nach Lösungen zu suchen.

Das Gremium will sich mindestens einmal im Jahr treffen, um sich gegenseitig zu informieren. Ziel der Zusammenkünfte soll es sein, Vertrauen zwischen den Religionen zu begründen, ein besseres gegenseitiges Verständnis zu fördern und interreligiöse und interkulturelle Fragen aufzunehmen und zu besprechen.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und Bischof Mag. Herwig Sturm, Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich. Der Vorsitz im Forum soll rotieren. Die jeweils gastgebende Religion übernimmt dann auch den Vorsitz bei den Gesprächen.

Das Forum sieht sich nicht in Konkurrenz zu anderen Initiativen, die sich um eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den Religionen bemühen. Es sieht sich als offizielle Kontaktstelle zwischen den Mitgliedskirchen und Beobachtern des ÖRKÖ und den offiziellen Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde und der Islamischen Glaubensgemeinschaft.

Seit Mai gibt es in der Schweiz einen "Rat der Religionen"

Bereits am 15. Mai dieses Jahres gründeten in Bern Juden, Christen und Muslime einen Schweizer "Rat der Religionen". Als Initiator dieser Dialogplattform gilt Pfarrer Dr. Thomas Wipf, Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). Zwei wichtige Aspekte hätten zur Gründung des "Rates der Religionen" (SRC) geführt: Die Veränderung der religiösen Landkarte der Schweiz in den letzten Jahrzehnten verändert sowie die Funktion von Kirchen und Religionsgemeinschaften in Gesellschaft und Staat. Der Schweizer Religions-Rat soll den Dialog fördern und sich als Ansprechpartner für den Staat in den Fachbereichen Religion und Ethik anbieten.

Anlässlich der Gründung des Rates wurde verschiedentlich Kritik laut, weil im neu geschaffenen Forum weder die orthodoxen Kirchen und die Freikirchen noch die Religionsgemeinschaften der Hindus und Buddhisten vertreten sind. Ausserdem hat die Tatsache, dass es sich um "ein reines Männergremium handelt und die Frauen in diesem Rat überhaupt nicht vertreten sind" zu Protesten von Frauen und Frauenorganisationen geführt, die eine geschlechtergerechte Neubesetzung des Rates der Religionen fordern.

Die Frauen weisen darauf hin, dass zwischenkirchliche und interreligiöse Basisarbeit mehrheitlich von Frauen geleistet werde, während in den "entscheidungstragenden Religionsinstitutionen mehrheitlich Männer sitzen und die Religion in der Öffentlichkeit vertreten".

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Abrahamitische Religion

Als Abrahamitische Religion oder Abrahamsreligion bezeichnen Religionswissenschaftler und Theologen jene monotheistischen Religionen, deren Wurzeln im ersten Hauptteil der Hebräischen Bibel, der Tora oder dem Pentateuch, zu finden sind. Der Begriff bezieht sich vor allem auf den dort überlieferten Bund zwischen dem Gott Jahwe und Abraham, dem Stammvater des Volkes Israel (Genesis 12,1-3), den auch Christen und Muslime als ihren Stammvater ansehen.

Von allen drei Religionen wird Abraham als der Vater des Glaubens angesehen. Er ist der, der als erster ein ausdrückliches Bekenntnis zu dem einen Gott machte. Auch wenn die theologischen und damit rituellen Schwerpunktsetzungen unterschiedlich sind, werden sich heute Judentum, Christentum und Islam immer mehr bewusst, wie nah sie miteinander verwandt sind.

Im weiteren Sinn dient "Abrahamsreligion" als gemeinsamer Oberbegriff für die drei heutigen Weltreligionen, die sich auf den Abrahamsbund zurückführen:

Judentum: Alle Juden sind für die Bibel "Kinder Abrahams", also eine Abstammungseinheit.

Christentum: Für das Neue Testament hat Jesus Christus denen, die an ihn glauben, den Segen Abrahams vermittelt und sie in die Gotteskindschaft einbezogen, so dass auch sie Anteil an den biblischen Verheißungen für das Volk Israel erhalten.

Islam: Dort gilt Abraham (Ibrahim) ebenfalls als Stammvater aller Ismaeliten, die noch vor dem Erben Isaak in der Bibel die Zusage Gottes auf Nachkommenschaft und Segen erhalten. Er ist im Koran außerdem nach Adam der erste Prophet, der allen Menschen den einzigen wahren Gott verkündet und zugleich Vorbild ihrer Glaubenstreue und Gerechtigkeit ist.

Nach neueren Forschungen dürfte Abraham um 2000 bis 1500 vor Christus gelebt haben, da es damals die landwirtschaftliche Kultur gab, die in der Bibel beschrieben wird.

(Mit Teilbeiträgen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia)

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