Ökumenisches Logo der Bahnhofsmission

Deutschland: Bahnhofsmissionen wollen Andachtsräume an Bahnhöfen einrichten

Frankfurt am Main/Deutschland | 08.07.2007 | APD | International

Die Bahnhofsmissionen wollen deutschlandweit Andachtsräume an Bahnhöfen einrichten. "Mit diesen Orten der Spiritualität soll Kirche am Bahnhof präsenter werden", so Esther Stüve, Leiterin der Bahnhofsmission Frankfurt, Nach Angaben von "katholisch.de" in Köln sollen die so genannten "Räume der Stille" für alle Konfessionen zugänglich sein und eine geschützte Umgebung in angenehmer Atmosphäre bieten. Derzeit haben laut Stüve fünf der etwa 100 Bahnhofsmissionen einen Andachtsraum, unter anderem an den Bahnhöfen Hamburg, Bremen und Frankfurt.

Die jeweilige Bahnhofsdirektion entscheide darüber, ob ein Raum für Gebet und Andacht kostenlos zur Verfügung gestellt werde. Nicht immer förderten Bahnhöfe jedoch die Arbeit der Bahnhofsmissionen. "Derzeit kämpfen viele um ihre Existenz, so dass an einen Andachtsraum erst einmal nicht zu denken ist", räumt Stüve ein. Sehr gut sei die Situation etwa in Hamburg, wo es einen grossen zusätzlichen Raum für Gottesdienste und Andachten gebe.

Stüve gab auch bekannt, dass die Bahnhofmissionen verstärkt nach ehrenamtlichen Helfern mit theologischem Hintergrund suchen. Derzeit arbeiteten vor allem Sozialpädagogen in den Einrichtung, die häufig gestellte Glaubensfragen nicht ohne weiteres beantworten könnten. "Wir hoffen, mit theologisch geschulten Mitarbeitern sprachfähiger zu werden", so Stüve. Die Bahnhofsmission wünsche sich zudem eine intensivere Zusammenarbeit mit nahe gelegenen Gemeinden und der Stadtkirchenarbeit, um gemeinsam Gottesdienste ausrichten zu können.

Älteste ökumenische Struktur im Bereich der offenen sozialen Arbeit

Die erste Bahnhofsmission wurde 1894 in Berlin gegründet, ursprünglich um Frauen Schutz und Hilfe zu bieten, die im Zuge der Industrialisierung in die Städte zogen. Den vom Land stammenden Frauen boten in den Städten vielfach Männer mit zweifelhaften Absichten Arbeit und Unterstützung bei der Unterbringung an, was nicht selten in Ausbeutung und/oder Prostitution endete. Bereits einige Jahre später erweiterte die Bahnhofsmission das Angebot um allgemeine Hilfen für Reisende. In dieser Zeit betrieben die Evangelische Kirche und die römisch-katholische Kirche strikt getrennte Bahnhofsmissionen, warben jedoch bereits mit gemeinsamen Plakaten für ihre Arbeit. Das gute Miteinander führte 1910 zur Gründung der heutigen "Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission in Deutschland" (KKBM), der ältesten ökumenischen Struktur auf dem Gebiet der offenen sozialen Arbeit. Seit 1975 treten die Bahnhofsmissionen unter ihrem ökumenischen Logo gemeinsam in der Öffentlichkeit auf. Heute hat die Bahnhofsmission in Deutschland über 2.000 Mitarbeitende an knapp 100 Bahnhöfen.

Die Bahnhofsmission wird heute gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirche mit ihren Organisationen Diakonie, Caritas und IN VIA (Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit – Deutschland e.V.) sowie deren regionalen und lokalen Unterorganisationen betrieben. Oft arbeiten katholische und evangelische Träger dabei vor Ort ökumenisch zusammen.

Die Finanzierung der Arbeit der Bahnhofsmission erfolgt zum Grossteil aus Kirchensteuereinnahmen über die regionalen und lokalen Trägerorganisationen sowie aus direkten Spendenmitteln. Als einzige Institution verfügt die Bahnhofsmission über das Recht, ohne grösseren Verwaltungsaufwand an Bahnhöfen in Deutschland Spenden zu sammeln.

Hilfe für allen Reisenden in allen Lebenslagen

Die Bahnhofsmission ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Bahnhofs geworden. Sie übernimmt Serviceaufgaben und leistet Sozialarbeit und Seelsorge für hilfsbedürftige Reisende sowie Bahnhofsbesucher. Reisenden und Ortsfremden bietet die Bahnhofsmission Informationen, Auskünfte und Vermittlung von Hilfen.

Der Begleitservice unterstützt schwache oder behinderte Menschen beim Ein- und Aussteigen und holt alleinreisende Kinder sicher und zuverlässig vom Zug ab. Es werden auch Hilfen an anderen Bahnhöfen vermittelt.

Auch sozialschwachen Menschen bietet die Bahnhofsmission einen verlässlichen Anlaufpunkt. In Gesprächen versuchen die Mitarbeiter mit ihnen Lösungswege für ihre Probleme und Konflikte zu finden. Falls nötig, werden Hilfesuchende auch weitervermittelt. Die Bahnhofsmissionen haben gute Kontakte zu Beratungsstellen, Sozialämtern, Notunterkünften und Konsulaten, um nur einige zu nennen. Menschen in seelischer Not erfahren hier Stärkung und Begleitung.

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Kästchen:

"Das Stück Himmel am Bahnhof"

Bahnhofsmissionen...

... helfen beim Reisen: beispielsweise mit Auskünften und Unterstützung bei der Verständigung, mit Begleitung beim Ein-, Aus- und Umsteigen, mit Aufenthalts- und Übernachtungsmöglichkeiten, Rollstuhl, Gepäckwagen oder Hebebühne. Oder, indem wir allein reisende Kinder begleiten.

... retten aus akuten Nöten: Kleidung kaputt. Kein Telefon. Ohne Schlafplatz. Hungrig. Durstig. Bestohlen. Verletzt. Krank. Schwach.

... beraten und vermitteln in existenziellen Notlagen: Wohnungslos. Süchtig. Krank. Selbstmordgefährdet. Verarmt. Verzweifelt.

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