Dritte Europäische Ökumenische Versammlung

Schweizer Delegation reist im September mit gemischten Gefühlen an Ökumene-Konferenz nach Sibiu

Bern/Zürich, | 16.07.2007 | APD | Ökumene

Vom 4. bis 9. September findet in der rumänischen Stadt Sibiu (Hermannstadt) die "Dritte Europäische Ökumenische Versammlung" (EÖV3) statt, an der auch rund 40 Delegierte aus Schweizer Kirchen teilnehmen.

Die EÖV3 wird von der "Konferenz Europäischer Kirchen" (KEK) und dem "Rat der Europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE) veranstaltet und steht unter dem Motto "Das Licht Christi scheint über allen. Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa". An der EÖV3 nehmen etwa 2.100 Delegierte aus den Kirchen der KEK und CCEE teil. Hinzu kommen weitere 400 Gäste, Mitarbeiter und Medienvertreter.

Der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK-CH) kommt nach eigenen Angaben eine wichtige Funktion als Koordinationsgremium für die gesamte Schweizer Delegation zu. In Sibiu sollen Anliegen eingebracht, die am 10. März anlässlich eines Schweizer Vorbereitungstreffens mit 200 Teilnehmern in Lausanne diskutiert und erarbeitet wurden. Seit Januar 2006 haben europaweit über 50 nationale und regionale ökumenische Treffen stattgefunden, deren Ergebnisse in die Beratungen der EÖV3 einfliessen sollen. An der Versammlung in Sibiu stehen neun Themenbereichen zur Diskussion: Einheit (unter den Kirchen), Spiritualität, Zeugnis, Europa, Migration, Religionen, Schöpfung, Friede und Gerechtigkeit.

Unter dem Versammlungsmotto "Das Licht Christi scheint über allen" sollen die Beiträge der Teilnehmerkirchen für das Zusammenwachsen Europas in die Öffentlichkeit getragen und der gemeinsame Glaube gefeiert werden. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz ruft deshalb die Christen im Lande auf, die Delegierten aus der Schweiz sowie die Versammlung mit ihrem Gebet zu begleiten.

Statt Versammlung der Basisbewegung jetzt Spitzentreffen der Kirchenfürsten?

Der Präsident der AGCK-CH, Pfarrer Ruedi Heinzer, wies jetzt darauf hin, dass das Treffen in Sibiu anders sein wird als die Versammlungen von Basel (1989) und Graz (1997): "Sibiu wird ein Treffen der Kirchenleitungen sein; eine Basisbewegung hat buchstäblich nicht Platz." Dies sei schade, "denn Kirchenleitungen müssten im direkten Gespräch merken, dass die gegenwärtige Profilneurose nicht ist, was die Ortsgemeinden brauchen. Sie brauchen öffentliche Entscheide zur gegenseitigen vollen Anerkennung als Kirchen und konkrete Massnahmen zum Abbau der Hecken und Zäune“, so Heinzer.

Der reformierte Pfarrer teilt dabei die Meinung des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, der anlässlich eines Vorbereitungstreffens zur EÖV3 in Wittenberg zu bedenken gab: "Mir scheint, die Ökumene braucht neuen Schwung. Liebe Theologen, ich weiss, Sie haben Ihre Gründe für die Unterschiede. Jahrhunderte lang getrennte theologische und glaubenspraktische Entwicklung lässt sich nicht einfach aufheben. Dennoch: In den Gemeinden bleibt der Wunsch nach mehr Gemeinschaft, nach grösserer Annäherung."

Nach Meinung von Bischof Dr. Gerhard Feige, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die EÖV3, lässt sich die Einheit der Christen "nicht ‚von unten' organisieren, sondern muss sich "von oben' einsenken. Ohne Gebet, gegenseitiges Verzeihen, persönliche Bekehrung, demütigen Dienst und selbstlose Liebe würde ökumenischem Engagement die Mitte fehlen," so Feige. Das gemeinsame Gebet und das Erleben der unterschiedlichen Frömmigkeitsformen der römisch-katholischen Kirche, des Protestantismus und der Orthodoxie gehören zu den grundlegenden Elementen dieses EÖV3-Prozesses.

Römischer Alleinvertretungsanspruch brüskiert Ökumene

Auf der Versammlung in Sibiu, der Schnittstelle Europas zwischen Katholizismus, Orthodoxie und Reformation wird der Alleinvertretungsanspruch der römisch-katholischen Kirche im Christentum, wie er jetzt in einem "Antworten-Katalog" der vatikanischen Glaubenskongregation "auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche" zementiert wurde, sicherlich konkrete Auswirkungen zeigen.

Von einem solchen Papier gehe ein falsches Signal aus, erklärte Pfarrer Thomas Wipf. Der reformierte Theologe ist neben seinem Engagement als AGCK-Präsidiumsmitglied auch Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) und Präsident des Dachverbands "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE).

"Die Herausforderungen dieser Welt schreien förmlich danach, dass die Kirchen zusammenarbeiten. Gemeinschaft ist kein hehres Ziel, sondern unsere Aufgabe. Klarheit in der Lehre ist eminent wichtig - aber Gemeinschaft in Zeugnis und Dienst ist das, was die Welt von uns erwartet“, erklärte Wipf.

Wipf wörtlich: "Ökumenisch so weitreichende Aussagen bedürfen einer stärkeren argumentativen Grundlage." Dem Selbstverständnis der römisch-katholischen Kirche könne zudem vom evangelischen Verständnis her nicht zugestimmt werden. Die Reformation habe den Blick auf die ursprünglichen Kennzeichen der Kirche gelenkt. Diese seien die reine Predigt des Evangeliums und die rechte Verwaltung der Sakramente. Wipf wörtlich: "Das – und nicht mehr – braucht es, um als authentischer Ausdruck der einen Kirche Jesu Christi gelten zu können". Die Gleichsetzung einer verfassten Kirche mit der geglaubten Kirche Jesu Christi sei aus evangelischer Sicht undenkbar. "Alles Äusserliche ist fehlbar, also auch die evangelische und die römisch-katholische Kirche", so Wipf in einer Stellungnahme als weiter.

Links:

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK-CH):
http://www.agck.ch/

Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3):
http://www.eea3.org/

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