Schwedische Regierung will religiöse Elemente in Privatschulen einschränken

Stockholm/Schweden, | 05.11.2007 | APD | Religion + Staat

Schwedische Regierungsvertreter gaben Mitte Oktober bekannt, dass Schweden den Einfluss von Religion in privaten Konfessionsschulen einschränken wolle, um die Verbreitung des Fundamentalismus zu verhindern. Die derzeit von der schwedischen Mitte-Rechts-Regierung ausgearbeiteten neuen Gesetzesbestimmungen würden religiöse Elemente in allen Fächern ausser Religion, z.B. Biologie, untersagen, sagte Erziehungsminister Jan Björklund der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter. "Schüler müssen vor Indoktrinierung und jeder Form von Fundamentalismus geschützt werden“, so Björklund. Der Minister äusserte sich nach einem Rechtsstreit mit einer christlichen Glaubensgemeinschaft, die in Südschweden den Antrag auf Gründung einer Konfessionsschule stellte.

Die freikirchliche Brüderbewegung "Exclusive Brethren Christian Fellowship" (Christliche Gemeinschaft exklusiver Brüder), welche die Evolutionstheorie ablehnt, bekam vom Bezirksverwaltungsgericht zwar die Erlaubnis, eine Schule zu gründen, nachdem sie zugesagt hatte, dem schwedischen Lehrplan zu folgen und offen für alle Schüler zu sein. Die Entscheidung wurde jedoch weithin kritisiert, da die darbystische Gemeinde exklusiver Brüder im Ruf steht, ihren Mitgliedern eine Reihe von Einschränkungen aufzuzwingen und sich damit selbst zu isolieren. So werde von den Mitgliedern beispielsweise die strikte Einhaltung des Verzichts auf Radio und Fernsehen, Politik und Beteiligung an Abstimmungen, auf weltliche Vergnügungen(Kino, Theater usw.) sowie auf den Abschluss von Lebensversicherungen gefordert.

Als Folge der Schulreform von 1992 steigt im stark säkularisierten Schweden die Zahl der unabhängigen Schulen wie auch deren Beliebtheit. Sobald die freien Schulen (friskola) vom Zentralamt für Kinderbetreuung, Schule und Erwachsenenbildung anerkannt sind, werden diese staatlich finanziert. Nach Angaben der Vereinigung unabhängiger Schulen (Friskolornas Riksförbund) gibt es derzeit 683 private Grundschulen und 389 private Gymnasien. Davon sind etwa 13 Prozent konfessionsgebundene Einrichtungen, mit vorwiegend christlicher Orientierung einschliesslich einiger islamischer und jüdischer Privatschulen.

Die Regierung ist der Ansicht, dass im heutigen Schulgesetz nicht klar festgehalten werde, in welchem Umfang religiöser Einfluss im Lehrplan erlaubt sei. Die von einer Kommission ausgearbeiteten neuen Bestimmungen, die allerdings noch der Zustimmung des Parlaments bedürfen, sollen 2009 vorgestellt werden, so die Pressesprecherin des Erziehungsministers, Anna Neuman. "Ein Schüler sollte eine Arbeit in den Naturwissenschaften nicht bestehen, in dem er sagt, dass Gott die Welt erschaffen hat. Wir finden nicht, dass das in Ordnung ist", sagte Neuman. Den privaten Bildungsstätten ist es nicht gestattet, Schulgebühren zu erheben, sie dürfen aber private Schenkungen annehmen. Die Schulen sollten auch verpflichtet werden, finanzielle Spenden bzw. Schenkungen den staatlichen Behörden zu melden, betonte die Ministeriumssprecherin Neuman gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Seit der Schulreform von 1992 können Eltern ihre Kinder in jede öffentliche oder private Schule schicken, ohne Schulgebühren bezahlen zu müssen. Es ist gesetzlich festgelegt, dass Kinder unabhängig vom Geschlecht, vom ethnischen, religiösen oder politischen Hintergrund und vom ökonomischen Status ihrer Familie das gleiche Recht auf Ausbildung haben. Nach dem schwedischen Schulgesetz müssen alle öffentlichen und privaten Schulen Gleichberechtigung, demokratische Werte sowie Respekt vor der Integrität des Individuums und der gemeinsamen Umwelt lehren und Stellung beziehen gegen Mobbing und Rassismus.

Eine nationale Schulaufsichtsbehörde, die Bildungsagentur Skolverket, sorgt mittels verschiedener Kontrollmechanismen dafür, dass alle privaten und öffentlichen Bildungsstätten im Land dieselben Voraussetzungen haben und die nationalen Ziele für Kinderbetreuung und Schulwesen erreicht werden.

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