Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung Logo: IYS

Es stinkt zum Himmel... Fast die Hälfte der Menschheit ohne Toilette

New York/Genf | 26.11.2007 | APD | Gesundheit & Ethik

Zum "Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung 2008"

Fast die Hälfte aller Erdbewohner hat keinen Zugang zu Toiletten. Etwa 42 Prozent der Weltbevölkerung oder 2,6 Milliarden Menschen müssen ohne WCs zurechtkommen. In einigen Weltregionen gebe es weder private noch öffentliche Toiletten, fasst die Londoner Regierungsorganisation "End Water Poverty" (EWP) die Ergebnisse einer in einigen der ärmsten Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und der Karibik durchgeführten Untersuchung an. Verantwortlich für das Defizit macht die Organisation, die "Wasser und sanitäre Anlagen für alle" fordert, den fehlenden politischen Willen, den ärmsten Menschen der Welt zu helfen.

Fünf Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Krankheiten, die durch mangelnde Sanitärhygiene verursacht werden. Das sind unter anderem Cholera, Typhus, Gelbsucht, Wurmbefall, Diarrhö, Lungenentzündungen und Unterernährung. Diese Krankheiten bedingen häufige Schulausfälle der Kinder, führen zu Einkommensverlusten der Familien und erhöhen die Ausgaben für den häufig unterfinanzierten Gesundheitssektor. Wasserbedingte Krankheiten kosten die Entwicklungsländer insgesamt fünf Milliarden Arbeitstage pro Jahr.

Während die internationalen Bemühungen zur Verbesserung der Versorgung mit sauberem Trinkwasser beträchtlich sind, bleiben die Anstrengungen zur Entsorgung verschmutzter Abwässer und die Verbreitung angepasster Toilettensysteme völlig unzureichend.

Um auf die gefährlichen Defizite und deren negative Folgen der Wasser- und Abwasserproblematik aufmerksam zu machen und einer globalen Krise zuvorzukommen, hat die UN-Vollversammlung letztes Jahr entschieden, 2008 zum " Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung 2008" auszurufen.

Nach Erkenntnissen des Weltkinderhilfswerks UNICEF konnten in den vergangenen 14 Jahren mehr als eine Milliarde Menschen an das öffentliche Wassersystem angeschlossen werden. Doch noch immer können 2,6 Mal so viele Menschen, darunter 980 Millionen Kinder, dieses Privileg nicht in Anspruch nehmen – mit verheerenden Folgen. "Kinder sind besonders anfällig für Krankheiten, die durch einen Mangel an Hygiene entstehen“, erläutert die UNICEF-Exekutivdirektorin Ann Veneman. "Fehlende sanitäre Anlagen und unsicheres Trinkwasser verursachen jedes Jahr den Tod von 1,5 Millionen Kleinkindern unter fünf Jahren." Hinzu komme, dass die Hälfte aller Spitalbetten nach Angaben der in Genf ansässigen Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Patienten belegt werden, die an Krankheiten leiden, die durch unreines Wasser übertragen werden.

Nach UN-Angaben werden ohne massive Änderungen, die die anhaltende Entwicklung stoppt, werden wegen des globalen Bevölkerungswachstums auch im Jahr 2015 noch 2,4 Milliarden Menschen ohne diese Versorgung leben müssen.

Nach WHO-Angaben sterben In 38 von 46 Staaten Afrikas mehr Kinder unter fünf Jahren an Diarrhö als an HIV/AIDS. "Und doch erfahren Durchfallerkrankungen, die auf inadäquate sanitäre Bedingungen und mangelnde Hygiene zurückzuführen sind, bei weitem nicht die gleiche internationale Aufmerksamkeit“, so Anders Berntell, Leiter des "Internationalen Wasserinstituts".

Zeitgleich mit dem Start des Gedenkjahres am 21. November 2007 fand in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul die Gründungs-Generalversammlung der "World Toilet Association" (WTA) mit über 1.300 Teilnehmer aus 60 Ländern statt. Die WTA will vor allem jenen armen Ländern helfen, in denen dringend Verbesserungen im sanitären Bereich notwendig sind. Zudem soll auch rasche Hilfe nach Naturkatastrophen gewährleistet werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich optimistisch, dass das "Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung" ein Schlaglicht auf eines der dringlichsten Gesundheitsprobleme der Neuzeit werfen wird. Allen Menschen den Zugang zu Sanitäranlagen zu ermöglichen, sei ein Gebot der Menschenwürde und Menschenrechte und Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung und Umweltschutz. Dass weltweit zwei von fünf unserer Mitmenschen keinen Zugang zu sanitären Anlagen haben, ist ganz einfach inakzeptabel," so Ban Ki-moon.

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