Vatikan bekräftigt Recht und Pflicht zu Mission und Evangelisation

Rom/Italien | 14.12.2007 | APD | Ökumene

Die vatikanische Kongregation für die Glaubenslehre erinnert in ihrer jüngsten lehrmässigen Note an grundlegende Prinzipien der Verkündigung des Evangeliums. Angesichts einer wachsenden Verwirrung und Verunsicherung werden in dem Dokument "einige Aspekte in der Beziehung zwischen dem Missionsauftrag des Herrn und der Achtung des Gewissens und der Religionsfreiheit aller Menschen" geklärt und das Recht und die Pflicht der Kirche zur Missionsarbeit und zur Evangelisierung bekräftigt.

Die Verkündigung der christlichen Botschaft sei kein Ausdruck von Intoleranz oder gar ein Angriff auf die Freiheit anderer Menschen, heisst es der Erklärung. Vielmehr gehörten die Verkündigung und das Zeugnis für das Evangelium zum "Wesen der Kirche" und seien der allererste Dienst, den die Christen der Menschheit leisten könnten.

Wie die Katholische Nachrichtenagentur "Kathpress" berichtet, lehnt der Vatikan in der "Lehrmässigen Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung" jeglichen Zwang in Glaubensfragen ab. Er beklage jedoch, dass das Recht auf freie Glaubensverkündigung auch heute noch in etlichen Ländern weder gesetzlich anerkannt noch wirklich respektiert werde.

Eine wachsende Verwirrung lasse heute mitunter den Missionsauftrag Christi ungehört und unwirksam werden, heisst es in dem 24-seitigen Dokument. Der Respekt vor der religiösen Freiheit dürfe den Christen keinesfalls gegenüber der Wahrheit gleichgültig machen.

Die Glaubenskongregation wendet sich gegen relativistische und harmoniedominierte Auffassungen, wonach jeder Verkündigungs- und Bekehrungsversuch als Angriff auf die Freiheit betracht werde. Die legitime Pluralität von Denkpositionen sei heute vielfach einem "indifferenten Pluralismus gewichen", wird in dem Dokument beklagt. Dahinter verberge sich ein "Misstrauen gegenüber der Wahrheit". Manche meinten, den christlichen Glauben nicht an Nichtchristen verkündigen zu dürfen und deren Zugehörigkeit zur Kirche nicht fördern zu sollen. Andere lehnten die Verkündigung Christi ab mit der Begründung, man könne auch ohne ausdrückliche Kenntnis Christi und ohne formale Eingliederung in die Kirche gerettet werden.

Die römisch-katholische Kirche verbinde mit der Mission kein Machtstreben, stellte die Glaubenskongregation klar. Vielmehr gehe es ihr darum, die Menschen "in das Netz der Freundschaft mit Christus" einzuladen. Die Kirche sei Werkzeug des Reiches Gottes und nicht eine politische Utopie, sie sei "Werkzeug einer wahren Humanisierung des Menschen und der Welt". Daher sei es keine ungebührliche Einmischung, sondern ein rechtmässiges Angebot und ein Dienst, wenn man "den Verstand und die Freiheit einer Person" ehrlich zur Begegnung mit Christus und seinem Evangelium auffordere.

Für den Christen gehöre zu gläubigen Annahme des Evangeliums auch der Wunsch, seine Erfahrungen anderen mitzuteilen: "Denn es gibt nichts Schöneres, als vom Evangelium, von Christus gefunden zu werden". Die volle Zustimmung zu Christus und der Eintritt in die Kirche verminderten nicht die menschliche Freiheit, sondern erhöhten sie und brächten sie zu Vollendung.

Zur Evangelisierung gehöre der ehrliche Dialog, so das neue Dokument der Glaubenskongregation. Die Kirche verbiete "streng, dass jemand zur Annahme des Glaubens gezwungen oder durch ungehörige Mittel beeinflusst oder angelockt werde". Umgekehrt trete sie auch dafür ein, dass "niemand durch üble Druckmittel vom Glauben abgehalten werden darf".

Die Evangelisierung in Ländern, wo nicht katholische Christen lebten, besonders in Ländern mit alter christlicher Tradition und Kultur, erfordere echten Respekt für ihre Tradition und geistlichen Reichtümer sowie den aufrichtigen Willen zur Zusammenarbeit. Christen sollten im gemeinsamen Glaubensbekenntnis vor den Heiden, soweit dieses vorhanden ist, ebenso zusammenarbeiten wie in sozialen, technischen, kulturellen und religiösen Dingen. Dabei müsse jeder „Anschein von Indifferentismus und Verwischung sowie ungesunder Rivalität“ vermieden werden

Ausdrücklich fordert die Glaubenskongregation die ökumenische Zusammenarbeit und den Dialog mit den nichtkatholischen Christen. Die Entscheidung eines nichtkatholischen Christen, aus Gewissensgründen in volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche zu treten, müsse aber als Ausdruck der Gewissens- und Religionsfreiheit respektiert werden. Es handle sich in einem solchen Fall nicht um Proselytismus im negativen Sinn.

Deutscher Wortlaut der "Lehrmässigen Note":

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