Mosaik in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf Foto: ÖRK Genf

100 Jahre Gebetswoche für die Einheit der Christen

Genf/Schweiz | 17.01.2008 | APD | Ökumene

Die "Gebetswoche für die Einheit der Christen" 2008 steht im Zeichen eines doppelten Jubiläums. Vor hundert Jahren wurde auf Initiative des anglikanischen Pfarrers und Begründers der späteren katholischen Ordensgemeinschaft der Society of the Atonement in Graymoor (Garrison/New York), Paul Wattson, die erste Gebetsoktav für die Einheit der Christen durchgeführt. Sie breitete sich vornehmlich in der römisch-katholischen Kirche aus und ist neben Gebetsinitiativen aus dem Bereich der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung (Faith and Order) eine der Wurzeln der heutigen ökumenischen Gebetswoche.

Seit vierzig Jahren werden die jährlichen Themen und Texte von einer gemeinsamen internationalen Arbeitsgruppe von Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen erarbeitet. 1968 erschienen die gemeinsamen Texte das erste Mal. Mittlerweile ist die Gebetswoche für viele Kirchengemeinden zu einem festen Bestandteil geworden. Sie wird jährlich vom 18.-25. Januar oder zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten (1.-12. Mai 2008) beziehungsweise. einem anderen, von den örtlichen Gemeinden selbst gewählten Termin begangen. An ihr beteiligen sich Christinnen und Christen in vielen Ländern und aus unterschiedlichen Konfessionen. Als Vorlage dient ein Entwurf, der jedes Jahr aus einem anderen Land stammt und ein biblisches Leitthema in den Mittelpunkt stellt.

In diesem Jahr steht die Gebetswoche unter dem biblischen Leitwort "Betet ohne Unterlass" (1. Thessalonicherbrief 5, 13b-18). Das Bibelwort erinnert die Christen und Kirchen daran, nicht aufzuhören, für die Einheit aller zu beten. Die Spaltungen, die auch heute noch zwischen und innerhalb von Kirchen bestehen, folgen nicht einfach konfessionellen Linien. Sie haben ihre Wurzeln oft ebenso in ethnischen oder nationalen Identitäten, im gesellschaftlichen Status, in Rassen- oder Geschlechtszugehörigkeit, dem Umgang mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, der Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen oder HIV/AIDS.

"Zwar kann die Gebetswoche für die Einheit der Christen keine Lösung für all diese Probleme bieten. Dennoch stellt ihre Feier Jahr für Jahr einen Sieg über alle Spaltungen dar, denn sie bringt die Einheit zum Ausdruck, die Christen in Jesus Christus faktisch schon haben," betonte die lutherische Pastorin Kersten Storch, die als Programmreferentin in der Kommission des ÖRK für Glauben und Kirchenverfassung arbeitet und hat in den letzten sechs Jahren an der Vorbereitung der liturgischen Materialien für die Gebetswoche mitgewirkt hat.

Zum Jubiläum im Januar erscheint das ökumenische Gebetbuch "In Gottes Hand" in deutscher Sprache. Dabei handelt es sich das vom Ökumenischen Rat der Kirchen bereits in englischer Sprache herausgegebene Gebetsbuch, das für den deutschsprachigen Raum bearbeitet und übersetzt wurde. Für das 600 Seiten umfassende Jubiläumsbuch verantwortlich zeichnen die nationalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen in Deutschland, der Schweiz, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich und der Weltgebetstag der Frauen in den drei deutschsprachigen Ländern. In 52 Wochenkapiteln werden aus über 180 Ländern neben Basisinformationen, Landkarten und statistischen Angaben viele Gebete und Meditationen präsentiert.

Der in der Rhônestadt ansässige Ökumenische Rat der Kirchen veranstaltet gemeinsam mit Genfer Kirchen und christlichen Gemeinschaften am 20. Januar eine Jubiläumsfeier. Am diesem Sonntag ist das Ökumenische Zentrum ab 14.30 Uhr für Besucher der Sonderausstellung "Betet ohne Unterlass!" geöffnet, in deren Rahmen das "Rassemblement des Eglises chrétiennes de Genève" (der Zusammenschluss Genfer Kirchen) die ökumenischen Aktivitäten in der Calvin-Stadt vorstellen wird. Von 15.00-16.30 Uhr werden Christen aus Südafrika und Haiti bei einer Podiumsdiskussion Zeugnis davon ablegen, was das Gebet für die Einheit in Situationen von Elend und Gewalt bedeutet. Moderator ist der Schweizer Rundfunkjournalist Michel Kocher.

Um 17 Uhr findet in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums eine ökumenische Feier statt, nach dem liturgischen Programm, das den Kirchgemeinden in aller Welt von der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen vorgeschlagen wurde.

Weitere Informationen zur Gebetswoche für die Einheit der Christen:
http://www.oikoumene.org/?id=3193&L=2

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