Schaffung einer "Reformierte Weltgemeinschaft": Chance für die Protestanten

Genf/Wien | 11.02.2008 | APD | Ökumene

Der Exekutivausschuss des Reformierten Weltbundes (RWB) hat kürzlich den historischen Beschluss gefasst, sich mit dem Reformierten Ökumenischen Rat (REC) zusammenzuschliessen und damit eine neue "Reformierte Weltgemeinschaft" zu gründen, in der mehr als 80 Millionen reformierte Christinnen und Christen vertreten sind. Die vereinigende Generalversammlung soll vom 18. bis 28. Juni 2010 im US-amerikanischen Grand Rapids (Michigan) stattfinden.

Die vorgeschlagene Basiserklärung für die Vereinigung lautet wie folgt: "Grundlage der „Weltgemeinschaft reformierter Kirchen" ist das Wort des dreieinigen Gottes, wie es in Jesus Christus Mensch geworden ist, wie es in der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testamentes zu finden ist und von der Kirche bezeugt wird. Die "Reformierte Weltgemeinschaft" verkörpert die reformierte Identität, wie sie in den historischen reformierten Bekenntnissen zum Ausdruck kommt und im täglichen Leben und Zeugnis der reformierten Gemeinschaft konkrete Gestalt annimmt."

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) begrüsst die theologischen Überlegungen der Zusammenkunft der europäischen Region des RWB. Darin wird "Gemeinschaft" ausgelegt als gegenseitige Anerkennung der Kirchen und ihrer Ämter, als Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft sowie als gemeinsames Streben nach christlicher Einheit.

Für den Präsidenten der GEKE, Pfarrer Thomas Wipf (Bern), bedeutet die Stellungnahme der europäischen Region des RWB eine "konsequente Weiterführung der Leuenberger Konkordie", dem Grundlagendokument der GEKE. "Wie 1973 die Kirchen auf der Suche nach Versöhnung und Gemeinschaft in Bewegung kamen, kommt nun die reformierte Weltfamilie in Bewegung", so Wipf. "Der Europabund des RWB greift das Leuenberger Verständnis der 'Einheit in versöhnter Verschiedenheit' auf und verhilft den Kirchen des RWB zu grösserer innerer Einheit. Die Erklärung erleichtert ausserdem die Dialoge besonders mit den anderen protestantischen Bünden. Dies ist eine Chance für die Protestanten."

Der Reformierte Weltbund (RWB), mit Sitz in Genf (Schweiz), wurde 1875 gegründet und repräsentiert 75 Millionen reformierte Christen in 214 presbyterianische, reformierte, vereinte und kongregationalistische Kirchen aus 107 Ländern. Die Reformierte ökumenische Synode (REC), mit Sitz in Grand Rapids, Michigan (USA), ist ein Zusammenschluss von 39 reformierten und presbyterianischen Kirchen in 25 Ländern, wobei 27 der Kirchen Mitglieder in beiden Bünden (RWB und REC) sind.

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Kernaufgaben der neuen "Reformierte Weltgemeinschaft"

• Reformierte konfessionelle Identität und die Gemeinschaft unter reformierten Kirchen sowie die Einheit der gesamten Kirche zu fördern;
• Wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit für die gesamte Schöpfung Gottes zu fördern und für Frieden und Versöhnung in der Welt zu arbeiten;
• Als weltweite Familie des Volkes Gottes für die Erneuerung des reformierten Gottesdienstes und des spirituellen Lebens einzutreten;
• Ausbildung von Führungskräften zu verbessern und die Bundesgemeinschaft zu stärken;
• Einsatz für die volle Teilhabe von Frauen und Jugendlichen in allen Bereichen kirchlichen Lebens;
• In der reformierten Christenheit eine neue Leidenschaft für Gottes Mission in Zeugnis und Dienst und im Geist der Partnerschaft und Einheit zu wecken und
• Die reformierte Theologie im Blick auf das heutige Zeugnis und die Einheit der Kirche zu interpretieren.

Quelle: Reformierter Weltbund (RWB), Genf

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