60 Jahre ÖRK (Jubiläumsbanner) Foto: ÖRK

Weltkirchenrat feiert 60-jähriges Bestehen mit einem Dankgottesdienst in Genfer Kathedrale

Genf/Schweiz | 20.02.2008 | APD | Ökumene

Gebet und Lobpreis in vielen Sprachen prägten die schlichte Gottesdienstfeier zum 60-jährigen Bestehen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) am 17. Februar in Genf. Christen aus allen Teilen der Erde und praktisch allen christlichen Traditionen dankten in der reformierten Kathedrale Saint-Pierre Gott für die Gründung des Rates 1948 in Amsterdam.

Der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., brachte in seiner Festpredigt die Sehnsucht der Christen nach der "gemeinsamen Teilhabe am Abendmahl" zum Ausdruck. Dabei bekräftigte er Vision der Kirchen, "die im Rat mitwirken, um in der Gnade Gottes zur Einheit im Glauben und zur gemeinsamen Teilhabe an der Eucharistie zu gelangen".

Zugleich betonte er die Aufgabe des ÖRK "als Katalysator bei den Bemühungen um den Weltfrieden, der Förderung des interreligiösen Dialogs, dem Schutz der Menschenwürde, dem Abbau von Gewalt, dem Umweltschutz und der Solidarität mit notleidenden Menschen". Denn die Ökumene stehe "im Dienst sowohl der Kirchen als auch der Welt, ohne Trennung zwischen Sakralem und Säkularem, zwischen Ewigem und Zeitlichen". Der Patriarch zeigte sich hoffnungsvoll, "dass Meinungsunterschiede, die auf unterschiedlichen Antworten auf ethisch-moralische Fragen beruhen, nicht unüberwindbar sein müssen. Die Kirchen dürften sich nicht mit einer "Einigkeit über ihre Uneinigkeit" zufrieden geben.

Der Patriarch verwies auch auf den Beitrag seiner Kirche zum ÖRK, der eine Brücke über die "skandalösen" Spaltungen der Christenheit sei. 1920, zur gleichen Zeit als auch in anderen Konfessionen erste Stimmen nach christlicher Einheit verlangten, hatte eine Enzyklika der Kirche von Konstantinopel "die Kirchen allenthalben" aufgerufen, eine Gemeinschaft zu gründen, "so dass einer den anderen nicht mehr als Feind und Fremdling, sondern als Miterben und Hausgenossen in Christus ansieht", erinnerte das Oberhaupt der Weltorthodoxie. Neue Dynamik erwartet der Patriarch von der "neuen Generation von Arbeitern im ökumenischen Weinberg".

Für eine ausgesprochen bunte Festgemeinde und ein vielsprachiges Vaterunser sorgten 24 junge Menschen "dieser Generation" aus 22 Ländern, die als Stewards des ÖRK-Zentralausschusses unterstützen, der vom 13. bis 20. Februar in Genf tagt. Die Jugendlichen lasen die Bibeltexte, hielten die Fürbitten, sprachen den Segen und bereicherten die Liturgie durch die Bandbreite ihrer Muttersprachen von Suaheli bis Indonesisch. Am ÖRK-Zentralausschusses, nehmen Delegierte aus 87 Ländern und nicht weniger als sechzehn Kirchenfamilien teil.
Im 60. Jahr der Gründung spricht der Weltkirchenrat für 349 Mitgliedskirchen aus 110 Ländern. Die ÖRK-Mitgliedskirchen repräsentieren heute rund 25 Prozent der Weltchristenheit, das sind etwas mehr als 560 Millionen Christen. Der römisch-katholischen Kirche gehören nach eigenen Angaben weltweit etwa 1,1 Milliarden Mitglieder an.

Neben der Delegation des Ökumenischen Patriarchats mit Patriarch Bartholomaios I., Metropolit Emmanuel (Adamakis) von Frankreich und Archimandrit Elpidophoros Lambriniadis, Sekretär der Heiligen Synode, nahmen an der Feier auch die Generalsekretäre des Christlichen Weltstudentenbunds - Michael Wallace, des Reformierten Weltbundes (RWB) - Dr. Setri Nyomi, des Lutherischen Weltbundes (LWB) - Dr. Ishmael Noko, und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) - Archdiakonus Colin Williams, die Vize-Präsidentin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK) Irène Reday sowie Hélène Mokry, Vorsitzende der Versammlung Genfer christlicher Gemeinschaften und Kirchen teil.

Die römisch-katholische Kirche, die nicht Mitglied im ÖRK ist, aber in vielen Bereichen mit dem Rat zusammenarbeitet, war nach Angaben von Kathpress an der ÖRK-Jubiläumsfeier vertreten durch Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Erzbischof Silvano Tomasi, den Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls am Sitz der Vereinten Nationen (UNO) in Genf, und Bischof Pierre Farine, Weihbischof der Diözese Lausanne-Genf-Fribourg.

Die Genfer Kathedrale St. Pierre, in der im 16. Jahrhundert Calvin seine reformatorischen Lehren predigte und die im Februar 1946 Schauplatz des ersten ökumenischen Gottesdienstes nach dem Zweiten Weltkrieg war, erlebte an diesem Sonntag vielleicht die vielfältigste Besucherschar aller christlichen Feiern in ihrer Geschichte.

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