Deutschland: Rabbiner und Bischöfe für den Schutz von Sabbat und Sonntag

Düsseldorf/Deutschland | 06.03.2008 | APD | Religion + Staat

Theologen der evangelischen und römisch-katholischen Kirche in Deutschland äusserten sich am 3. März im Rahmen einer Diskussion mit Vertretern der Rabbinerkonferenzen über das Thema "Sabbat und Sonntag". Wie der Evangelische Pressedienst "epd" berichtet, warnten dabei Bischöfe und Rabbiner ausdrücklich vor einer weiteren Aushöhlung des Sonntagsschutzes.

Eine Aufgabe arbeitsfreier Sonntage habe nicht nur Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit des Einzelnen, sondern führe auch zu einer sozialen und kulturellen Verarmung, erklärte der Bischof Heinrich Mussinghoff, stellvertretender Vorsitzender der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, in Düsseldorf. Es sei eine ernste Gefahr für die deutsche Gesellschaft, "wenn aufgrund von wirtschaftlichen Interessen und Konsumwünschen der Sonntag immer mehr nivelliert wird", so der Aachener Bischof Mussinghoff. Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sagte der Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, wenn der gemeinsame freie Tag am Sonntag verloren gehe, brauche sich niemand über den Verfall der Familie zu wundern.

Der Sonntag befreie von Leistungsdruck, Nutzenkalkül und Konsumzwängen, er biete ausserdem Freiraum zum Innehalten und zur Orientierung, erläuterte Bischof Mussinghoff, der auch eine Kommission der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum leitet.

Beim Sabbat beziehungsweise Sonntag gehe es um nichts Geringeres als um die lebenspraktische Seite der Gottesfrage. Der Sabbat wie der Sonntag biete dem Menschen einen geschützten Raum an für die Einübung eines Lebens aus der Beziehung zu Gott. In dem Mass, in dem dieses Angebot angenommen werde, hielten Juden und Christen die Gottesfrage in der Gesellschaft wach. Und genau hier liege im Kern die gemeinsame Verantwortung, rief der Bischof auf: "Sorgen wir bei allen Unterschieden, die uns trennen, als Geschwister gemeinsam dafür, dass der Gott Israels, der Vater Jesu Christi, in dieser Welt präsent bleibt, um Gottes - vor allem aber um des Menschen willen."

Der Schweriner Landesrabbiner William Wolff beklagte, dass viele Juden in Europa ihren Glauben nicht mehr lebten, "der Sabbat wird nicht mehr gehalten". Als Folge "verschwinden auch die Juden in der offenen, säkularen Gesellschaft", sagte Wolff und warnte, bereits in 30 oder 50 Jahren könnte es in Deutschland keine Juden mehr geben. "Denn ohne Sabbat gibt es kein jüdisches Leben - und bald auch keine Juden mehr.“ Der Sabbat spiele im Judentum eine grundlegende Rolle, er bringe "Erholung und Erfrischung, die uns in keiner anderen Weise offen stehen".

Das Begegnungstreffen von Bischöfen und Rabbinern fand im Rahmen der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit statt, die am 2. März in Düsseldorf zentral eröffnet wurde.

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