US-Präsidenten-Ehepaar besuchte Sophienkathedrale und Denkmal für Stalinopfer in Kiew

Kiew/Ukraine | 02.04.2008 | APD | unbekannt

US-Präsident George W. Bush und seine Frau Laura haben am 1. April die weltberühmte orthodoxe Kiewer Sopienkathedrale besucht. Sie verweilten in der historischen Kirche am Grab von Grossfürst Jaroslaw dem Weisen (978-1054), der die Sophienkathedrale im Jahre 1036 errichten liess. Das Präsidentenehepaar legte anschliessend am benachbarten Holodomor-Denkmal einen Kranz nieder, wie die russische Nachrichtenagentur "Interfax" am 2. April berichtete. Das Denkmal erinnert an die Opfer der von Stalin angeordneten Aushungerungspolitik gegen die sogenannten "Kulaken", die selbständigen ukrainischen Bauern in den dreissiger Jahren.

Die Sophienkathedrale von Kiew gilt als eines der herausragendsten Bauwerke europäisch-christlicher Kultur. Ihre Architektur ist der Hagia Sophia in Konstantinopel nachempfunden. Die Sophienkathedrale war die Hofkirche des orthodoxen Kiewer Rus und gilt als Mutter aller russischen Kirchen. In ihr fanden u.a. die Thronbesteigungen der Kiewer Fürsten statt, in ihr tagte die Kiewer Volksversammlung, wurden Staatsgäste empfangen und Hofzeremonielle durchgeführt.

Nach dem Einfall der Mongolen in die Rus Mitte des 13. Jahrhunderts verlor die Stadt Kiew ihre zentrale politische und kulturelle Funktion. Die Sophienkathedrale wurde teilweise zerstört, der Sitz des Metropoliten letztlich nach Moskau verlegt.

Im 15. Jahrhundert kam es neuerlich zu Zerstörungen an der Kathedrale durch krimtatarische Einfälle. Eine Restaurierung und ein Wiederaufbau erfolgten in den Jahren 1685 bis 1707. Hierbei wurde die Innenausstattung kaum verändert, so dass sich der grossartige byzantinische Eindruck bis heute erhalten hat. Dagegen wurde der äussere Kirchenbau vollkommen im ukrainischen Barockstil erneuert.

Während der Sowjetzeit wurde der Gebäudekomplex 1934 säkularisiert und zum "Staatlichen Sophien-Museum" umgewandelt. Erst nach der "Wende" 1991 wurde die Sophienkathedrale wieder der orthodoxen Kirche übergeben. Weil es aber in den folgenden Jahren erhebliche Streitigkeiten über die Zugehörigkeit der Kathedrale zu einer der drei Strömungen der Orthodoxie in der Ukraine gab, übernahm der Staat erneut die Eigentümerrolle. Seither wird die Kathedrale den drei orthodoxen Denominationen leihweise für liturgische Zwecke übergeben, allerdings nicht an den hohen Feiertagen. 1990 wurde die Kathedrale in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.

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