Neue VEF-Präsidentin Bischöfin Rosemarie Wenner Foto: EMK

Bischöfin der Methodisten wird neue Präsidentin der Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Deutschland

Kassel/Deutschland | 21.04.2008 | APD | Ökumene

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in Deutschland hat eine neue Leitung. Bei der Mitgliederversammlung am 16. April in Kassel wurde die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, Rosemarie Wenner (Frankfurt/Main), zur neuen Präsidentin gewählt, Stellvertreter ist Baptistenpastor Friedrich Schneider (Oldenburg), der zur Bundesgeschäftsführung des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) gehört. Dem insgesamt fünfköpfigen Vorstand gehören ferner der neue Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgar Hörsting (Witten), der Bundessekretär des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Hartmut Knorr (Erzhausen), und der Leiter der Heilsarmee in Deutschland, Kommandeur Horst Charlet (Köln), an. Das neue Leitungsgremium übernimmt die Amtsgeschäfte zum 1. Juli. Nur Bischöfin Wenner war Mitglied des bisherigen Vorstandes.

Der bisherige Präsident, Baptistenpastor Siegfried Grossmann (Seesen), und die Vorstandsmitglieder Ingolf Ellssel (Tostedt), Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, der frühere Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Mennonitengemeinden, Werner Funk (Enkenbach), und der frühere Präses des Bundes Freier evangelischen Gemeinden, Peter Strauch (Witten), traten nicht mehr an, weil sie, bis auf Ellssel, innerhalb ihrer jeweiligen Freikirche keine Leitungsämter mehr bekleiden. Auch Ellssel will im Laufe dieses Jahres sein Amt als Präses aufgeben. Wenner dankte vor allem Grossmann, der das Amt seit Ende 2003 inne hatte. Er habe den Umgestaltungsprozess der VEF von einem eher informellen Kontaktgremium in einen inzwischen eingetragenen Verein massgeblich begleitet. Es sei vor allem ihm zu verdanken, dass die Freikirchen heute mit ihrem eigenen Profil wahrnehmbarer geworden seien. Für die VEF sei der 70-Jährige "ein grosses Geschenk" gewesen.

Die Delegierten beschlossen ferner, die Tätigkeit von Baptistenpastor Peter Jörgensen (Berlin), dem Beauftragten am Sitz der Bundesregierung, auszuweiten. Er nimmt dieses Amt zusätzlich zu seiner Funktion als Seelsorger der Baptistenkirche in Berlin-Wedding wahr. Jörgensen betonte, dass er die freikirchlichen Anliegen „nicht laut, sondern leise und entsprechend den diplomatischen Gepflogenheiten in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen” wolle. "Profil zu entwickeln muss nicht zwingend damit einhergehen, lautstark und wortgewaltig aufzutreten."

Dies sei etwa bei der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Volker Beck hinsichtlich des christlichen Jugendtreffens "Christival" Anfang Mai in Bremen der Fall gewesen. Jörgensen bedauerte in dem Zusammenhang, dass der Streit um das Jugendtreffen öffentlich ausgetragen wurde: "Es wäre erheblich besser gewesen, das Thema seelsorgerlich und diplomatisch zu verhandeln." Beck hatte gegen das geplante "Christival"-Seminar "Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung" protestiert, das daraufhin vom Anbieter zurückgezogen wurde. Durch den Streit seien das "Christival", die Betroffenen und nicht zuletzt die Homosexuellen selber "geschädigt" worden, meinte Jörgensen. Zugleich bedauerte er, dass die Verantwortlichen von "Christival" nicht auf das Angebot von Beck eingegangen seien, im Rahmen der Veranstaltung nicht übereinander, sondern miteinander zu reden.

Eine mit dem VEF-Vorstand abgestimmte Erklärung Jörgensens, in der er sich im Februar gemeinsam mit dem mennonitischen Friedenszentrum in Berlin gegen die Aufstockung von Kampfverbänden der NATO in Afghanistan und für eine gründliche Analyse der Afghanistan-Strategie ausgesprochen hatte, wurde von der breiten Mehrheit der Delegierten begrüsst – mit einer Ausnahme. Die Heilsarmee wies darauf hin, dass sie sich aufgrund eines internationalen Sonderstatus’ grundsätzlich niemals zu aussenpolitischen Fragestellungen äussere. Einig waren sich die Delegierten, dass das Anliegen der Heilsarmee bei künftigen Erklärungen berücksichtigt werden solle, etwa durch eine kurze redaktionelle Ergänzung.

Zur 1926 gegründeten Vereinigung Evangelischer Freikirchen gehören 14 Mitglieds- und Gastkirchen mit insgesamt über 260.000 Mitgliedern.

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