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Evangelisches Missionswerk beklagt China-Defizite, mahnt aber vor Instrumentalisierung der Tibetfrage

Hamburg/Deutschland | 21.07.2008 | APD | International

Besorgnis über eine "verengte Sichtweise auf China" in den deutschen Medien äusserte jetzt das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW), mit Sitz in Hamburg. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, als habe China kein Recht, die Olympischen Spiele auszutragen", erklärte die Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Maria Jepsen, die gleichzeitig den Vorsitz im EMW-Vorstand führt.

Auch wenn die chinesische Regierung eine unabhängige Berichterstattung über Tibet nicht zulasse, dürfe die Tibetfrage nicht instrumentalisiert werden, warnte die Bischöfin. Als langjähriger Gesprächspartner chinesischer Kirchen und kirchennaher Nichtregierungsorganisationen gehöre es auch zu den Aufgaben des Evangelischen Missionswerkes, die chinesische Reaktion auf das in Deutschland vermittelte Chinabild ernst zu nehmen. Man befürchte, dass als Reaktion darauf nationalistische Strömungen in China erstarken, die ökumenischen Projekten womöglich schaden und den Dialog in Menschenrechtsfragen gefährden könnten.

"Unsere Zusammenarbeit mit den chinesischen Partnern ist von einem ernsthaften, von gegenseitigem Respekt getragenen Dialog gekennzeichnet", betonte der Referatsleiter im EMW für Asien und den Pazifik, Pastor Dr. Anton Knuth. Trotzdem beklage das EMW Defizite in der Minderheiten- und Religionspolitik der chinesischen Regierung. Knuth weist darauf hin, dass in der Volksrepublik China besonnene Kräfte auf eine Demokratisierung ihres Landes hinwirkten. Um solche Bemühungen nicht zu unterminieren, sollte der Westen öffentlichkeitswirksame Kampagnen, die ihn selbst wenig kosten, unterlassen. "Die im EMW vertretenen Mitgliedskirchen und -werke setzten in der Förderung von Demokratisierung und Menschenrechten in China auf einen langfristig angelegten Dialog mit der chinesischen Seite sowie auf Massnahmen zur Förderung zivilgesellschaftlicher und rechtsstaatsbezogener Projekte in China“, heisst es in der Stellungnahme des EMW-Vorstands zur aktuellen Chinawahrnehmung in Deutschland.

Das Evangelische Missionswerk hat, weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, unter dem Titel "Schneller, höher, stärker – China und die Olympiade 2008" bereits in zweiter Auflage eine 193-seitige Dokumentation herausgegeben. Diese Publikation will ein vertieftes Verständnis von China fördern und enthält Beiträge deutscher und chinesischer Expertinnen und Experten zu Schlüsselthemen. Hintergrundtexte zum sportlichen Ereignis werden eingerahmt von Analysen zur politischen, kulturellen, historischen, ökonomischen, ökologischen und zivil-gesellschaftlichen Situation Chinas, dem mit 1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichsten Landes der Erde. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich Religionen und geistigen Traditionen Chinas.

Das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW) ist der Dach- und Fachverband evangelischer Kirchen, evangelischer Freikirchen und regionaler Missionswerke sowie einzelner missionarischer Verbände und Einrichtungen für die ökumenische, missionarische und entwicklungsbezogene Zusammenarbeit mit Christen und Kirchen in Übersee und für ökumenische Bewusstseinsbildung in Deutschland.

Seine Mitglieder sind zwölf evangelische Missionswerke, fünf missionarische Verbände sowie fünf Freikirchen und die Evangelische Kirche in Deutschland. Das EMW pflegt partnerschaftliche Beziehungen zu Kirchen in Übersee; berät und fördert Projekte ökumenischer Partner; verantwortet bestimmte Bereiche kirchlicher Entwicklungszusammenarbeit und vermittelt Erfahrungen von Christinnen und Christen in unsere Kirchen.

Weitere Informationen und online-Bestellung der China-Broschüre im Internet unter: http://www.emw-d.de/

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