Wer weniger Fleisch isst, schützt das Klima

London/Grossbritannien | 07.09.2008 | APD | Gesundheit & Ethik

UN-Experte rät zu Fleisch-Verzicht

Der Vorsitzende des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC), Rajendra Kumar Pachauri, hat die Menschen dazu aufgefordert, weniger Fleisch zu essen. So könne jeder Einzelne einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sagte der indische Ökonom, Umweltwissenschaftler und Friedensnobelpreisträger der britischen Zeitung "The Observer". Eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten sei wichtig im Kampf gegen den Klimawandel, meinte der UN-Experte Pachauri. Denn die Aufzucht von Nutztieren sei für den Ausstoss von Treibhausgasen und die Rodung von Wäldern mitverantwortlich.

Auch der Leiter der Abteilung Viehzuchtpolitik der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Henning Steinfeld, weist seit Jahren darauf hin, dass Tierzucht einer der grössten Verantwortlichen für die heutigen Umweltprobleme sei.

Ob Verlust von wertvollem Boden, Klimawandel, Luftverschmutzung, Wasserknappheit, Wasserverschmutzung oder Rückgang der Artenvielfalt – überall sei der Einfluss der Viehzucht so dominant, dass "die Probleme umgehend angegangen werden müssen", so Steinfeld. Für den FAO-Experten ist eine Reduktion der Fleischproduktion ein "einfaches Experiment" zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls. Steinfeld, der seit 15 Jahren auf dem Gebiet der Viehzuchtpolitik arbeitet und sich insbesondere mit Umweltthemen, Armutsbekämpfung und Gesundheitsschutz beschäftigt, fordert: "Für eine nachhaltige Viehwirtschaft braucht es grundlegende Änderungen im Konsumverhalten, bei der Produktion und in der Politik".

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) prognostizierte für die nächsten Jahrzehnte eine Verdoppelung des Fleischkonsums. Die Fleischproduktion sei seit 1961 weltweit um 250 Prozent gewachsen und werde von derzeit 229 Millionen auf 465 Millionen Tonnen im Jahr 2050 zunehmen. Bei der Milchproduktion erwarte man eine Steigerung von heute 580 Millionen auf 1043 Millionen Tonnen (2050).

Dabei zähle die Viehwirtschaft schon heute zu den schlimmsten Umweltverschmutzern, vor allem in den Entwicklungsländern. Nach Angaben von Henning Steinfeld habe die Fläche für Futter um 30 Prozent, die Weideflächen um zehn Prozent zugenommen. Rund 26 Prozent des eisfreien Landes auf der Erde seien Viehweiden, ein Drittel des Ackerlandes werde zur Herstellung von Viehfutter verwendet. In Südamerika seien in den letzten drei Jahrzehnten mehr als 25% aller tropischen Regenwälder für die Zwecke der Viehzucht abgeholzt worden.

Nach FAO-Schätzungen verursache die Fleischproduktion 18 Prozent der menschlichen Treibhausgas-Emissionen. Zusätzlich gingen acht Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs auf Kosten der Viehwirtschaft. Lokal werde das Wasser stark durch Exkremente verschmutzt, denn die Viehzucht sei regional stark konzentriert. Zudem sei die Biodiversität durch den Raubbau an den Tropenwäldern sowie durch die gewaltigen Mengen an Fischmehl als Futter gefährdet, heisst es in FAO-Bericht "Der lange Schatten der Tierzucht" über den Zusammenhang der Tierwirtschaft mit dem Klimawandel.

Bei einer Weltbevölkerung von rund 6,6 Milliarden gäbe es rein rechnerisch für jeden Menschen pro Tag 652 Gramm Getreide. Doch knapp die Hälfte der globalen Getreideernte und 90 Prozent der jährlichen Erträge von Sojabohnen landen laut FAO in den Trögen der weltweit 20 Milliarden Nutztiere.

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