Der Mensch ist mehr, als nur ein Wirtschaftsfaktor

Bern/Schweiz | 04.11.2008 | APD | Gesundheit & Ethik

Europäische Adventisten nehmen zur Finanzkrise Stellung

Eine Stellungnahme zur weltweiten Finanzkrise hat der im schweizerischen Jongny (Waadt) tagende Ausschuss der Euro-Afrika Abteilung der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten zum Abschluss seiner Herbstsitzung verabschiedet. Darin heisst es, dass in den letzten 15 Jahren "der Glaube an ein unaufhaltsames Wirtschaftswachstum für alle Menschen" sich immer mehr durchgesetzt habe und zu mehr Wohlstand hätte führen sollen. Doch durch einen globalen Wirtschaftsmarkt mit der Forderung, ihn staatlich nicht zu regulieren, sei der Mensch auf seine Rolle als Wirtschaftsfaktor reduziert worden.

Für die Mitglieder der Freikirche gebe es auch zum Thema Finanzkrise biblische Aussagen, die für sie richtungsweisend seien. Ein System, "das Gott nicht mehr ins Kalkül zieht", sondern wirtschaftliche Güter als alleinige Basis für das Wohlbefinden anbiete, könne auf Dauer nicht erfolgreich sein. Das Streben der an den Finanzmärkten Beteiligten nach immer grösseren Wertzuwächsen "war zum Teil getrieben von Gier nach Geldvermehrung, zunehmender Verantwortungslosigkeit der Finanzakteure auf dem Finanzsektor und blindem Glauben an ein unzerstörbaren Finanzsystem". Die Bibel verurteile nicht das Streben nach mehr Besitz oder Eigentum, wohl aber die Besitzvermehrung, die ohne Verantwortung gegenüber Gott und dem Mitmenschen geschehe. Die Gier werde durch verantwortliches Handeln gegenüber Gott und dem Nächsten eingedämmt. Der Christ sei aufgerufen, "sich nicht an den Exzessen der Finanzmärkte zu beteiligen bzw. sich jener Finanzinstrumente zu bedienen, die ethisch nicht verantwortbar sind". Hochspekulative Anlagen sollten vermieden werden.

Übermässiges Gewinnstreben und fehlende Förderung des Allgemeinwohls berge die Gefahr der Ausbeutung der Armen und Schwachen in sich. Bereits der alttestamentliche Prophet Amos habe die masslose Bereicherung der Mächtigen angeprangert. Gott stelle sich auf die Seite derer, die unter denen litten, die in ihrem Egoismus nur den Vorteil für sich im Sinn hätten. Das Vertrauen zu Gott stehe im Mittelpunkt des Gläubigen. Ein Christ mache sich von Gott abhängig, nicht von dem, was er besitze.

Die Euro-Afrika Abteilung mit Sitz in Bern ist eine von drei adventistischen europäischen Kirchenleitungen und umfasst mit 2.501 Gemeinden rund 176.200 erwachsen getaufte Adventisten in 19 Staaten Mittel-, West- und Südeuropas sowie in Nordafrika, der Türkei, im Iran und Afghanistan.

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