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Belgien: Stadt Gent führt fleischlosen Donnerstag ein – <br> <br> Fleischverzicht für Gesundheit und Klimaschutz

Gent/Belgien | 15.06.2009 | APD | Gesundheit & Ethik

Die 240'000 Einwohner zählende Stadt Gent im belgischen Ostflandern hat sich kürzlich zur vegetarischen Hauptstadt Europas erklärt. Auf Wunsch der Stadtväter soll jeder Donnerstag in Gent zum fleischlosen Tag werden, um die Bevölkerung an einen gesünderen Lebensstil heranzuführen und die Massnahmen zum Klimaschutz durch Verringerung des CO2-Ausstosses zu verstärken. Europaweit gibt es bis heute kein vergleichbares politisches Bekenntnis zur vegetarischen Ernährung.

In Restaurants, Schulkantinen und Krankenhäusern der Stadt soll künftig an Donnerstagen auf Fleisch und Fisch verzichtet werden. "Wir haben 90.000 vegetarische Stadtpläne drucken lassen, in denen die Restaurants der Stadt eingezeichnet sind, die auf fleischlose Kost setzen", erklärte Tom Balthazar, Genter Vizebürgermeister und Mitglied der städtischen Gesundheits- und Umweltkommission. Mit knapp 100 vegetarischen Restaurants gibt es in Gent nach offiziellen Angaben im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr vegetarische Restaurants als in Berlin, Paris oder London. Rund zwei Prozent der Genter sind bereits heute Vegetarier.

Beraten werden die Organisatoren von der belgischen Vegetarierorganisation EVA (Ethical Vegetarian Alternative). Sie betont neben dem Gesundheitsaspekt insbesondere die Auswirkungen von Fleischverzehr auf das Klima: "Wenn jeder Einwohner Flanderns an einem Tag in der Woche auf Fleisch verzichtet, ersparen wir dem Klima jährlich den CO2-Ausstoss einer halben Million Autos", so EVA-Sprecher Tobias Leenaert. Weitere belgische Gemeinden hätten bereits angekündigt, dem Beispiel Gents folgen zu wollen.

Mit dem Experiment "Donderdag Veggiedag" (Donnerstag – Vegetarischer Tag) unterziehen die Stadträte Gents die städtische Lebensmittelversorgung einer Belastungsprobe. Die jüngsten Ernährungs- und Klimastudien hätten für die Politiker den nötigen Ausschlag gegeben, die Öffentlichkeit mit der vegetarischen Alternative vertraut zu machen. Durch Fleischproduktion und -konsum entstünden 18 Prozent der belgischen Treibhausgasemissionen. Hinzu kämen durch die Folgen von Übergewicht und Adipositas erhebliche volkswirtschaftliche Schäden. Diesen Missständen wolle die Stadtregierung Gents mit dem vegetarischen Donnerstag entgegen wirken.

Besonderes Augenmerk legen die Initiatoren auf die Schulen. Den Schulkindern soll durch das Aufzeigen einer genussvollen Alternative zum Fleischgenuss ein stärkeres Bewusstsein für gesunde Ernährung und Klimaschutz vermittelt werden. Eltern, die mit dem fleischlosen Donnerstag-Schulmenu nicht einverstanden sind, können für ihre Kinder trotzdem eine fleischhaltige Mahlzeit an Schulen einfordern.

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