Neuer ÖRK-Generalsekretär sieht weltweite kirchliche Einheit "als glaubwürdiges Zeichen von Gottes Liebe"

Genf/Schweiz | 30.08.2009 | APD | Zentralausschuss des ÖRK

"Damit alle eins seien" – dieses Zitat aus dem Johannesevangelium an der Wand des grossen Tagungsraums des Zentralausschusses ist die Grundlage aller Arbeit des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), so der neu gewählte ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit am 28. August vor Journalisten in Genf. Jede Vision ökumenischer Arbeit müsse mit diesem Wort Jesu vereinbar sein.

Tveit zeigte sich überzeugt davon, dass die weltweite Kirchengemeinschaft einzigartige Voraussetzungen mitbringe, um diese Vision zu leben. Kirchen seien sowohl den Menschen vor Ort nahe mit ihren Bedürfnissen, verfügten jedoch gleichzeitig über eine wirkungsvolle Vernetzung über alle Grenzen hinweg.

Die weltweite Gemeinschaft christlicher Kirchen sei in der Lage, einer zerrissenen Welt glaubwürdig die Liebe Gottes zu bezeugen. Darum sei die Bemühung um Einheit der Kirchen nicht zu trennen von ihrem Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Tveit nannte vier Themenbereiche für die künftige Arbeit des ÖRK: Weltweite Solidarität unter Christen, Beziehungen zwischen den Religionen, ein weiterer ökumenischer Horizont und Fragen der Gerechtigkeit.

Viele Christen, so Tveit, lebten gegenwärtig als Minderheiten oder in einer sehr bedrückenden Situation. Nötig sei an dieser Stelle eine verstärkte gegenseitige Solidarität und Unterstützung von Christen weltweit. "Wir können unsere Stimme erheben, aber auch für andere sprechen" so Tveit. "So können wir mithelfen, dass die Stimme von Christen in Not verstärkt und gehört wird".

Im Blick auf die anderen Weltreligionen sind nach Tveits Einschätzung zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Beziehungen zum Islam besonders wichtig. Hier kann Tveit bereits auf längere Erfahrungen im christlich-islamischen Dialog in seinem Heimatland Norwegen zurückblicken. Jetzt sei es an der Zeit, interreligiöse Beziehungen zu entwickeln auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. "Wir müssen im Anderen den Mitmenschen sehen" so Tveit, alle Religionen stimmten in diesem Auftrag überein.

Im Blick auf die weltweite christliche Ökumene hob der neue Generalsekretär hervor, dass der Ruf zur Einheit keineswegs auf die Christen in den Mitgliedskirchen des ÖRK allein beschränkt sei, sondern allen Christen und Kirchen gelte. Die Christenheit nannte er "eine sensible globale Kirchenfamilie." Dabei sei für ein gemeinsames christliches Zeugnis die Zusammenarbeit der Kirchen ebenso wichtig wie die Diskussion von Themen "wo wir uns gegenseitig herausfordern können".

Die Auswirkungen des Klimawandels sind nach Tveits Ansicht inzwischen vielen Menschen bekannt. Doch es mache einen grossen Unterschied, die Stimmen derer zu hören, die heute bereits die Auswirkungen des Klimawandels erlebten. Hier böten Kirchen einen "einzigartigen Mehrwert", indem sie Räume schafften, in denen die bedrückende Realität des Klimawandels ausgesprochen werden könne, betonte Tveit. Es stehe für ihn ausser Frage, dass es "die Pflicht jedes Christen sei, seinem Nächsten zu helfen", so Tveit.

Im Blick auf sein neues Amt, das er in voraussichtlich vier Monaten antreten werde, sagte Tveit: "Es ist eine grosse Herausforderung, aber es ist keine unmögliche Aufgabe".

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