Erzbischof Zollitsch: Religionsfreiheit für jeden Menschen <br> <br> Gleiche Rechte für Christen in islamischen und für Muslime in christlichen Ländern

Abuja/Nigeria | 04.09.2009 | APD | Religionsfreiheit

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat seine zehntägige Reise auf den afrikanischen Kontinent mit einem eindringlichen Bekenntnis zum Dialog zwischen Muslimen und Christen im Norden Nigerias beendet. Bei einer Begegnung mit der höchsten muslimischen Autorität in der Stadt Jos, dem Emir von Wase, Seiner Königlichen Hoheit Alhaji Abdullahi Haruna, unterstrich Zollitsch das grundlegende Menschenrecht auf Religionsfreiheit.

Im Gespräch mit Emir Haruna und dem Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, die beide viel für das gegenseitige Verständnis zwischen Muslimen und Christen in der Region geleistet haben, erläuterte der Erzbischof die Situation des Islam in Deutschland. "Die Präsenz des Islam in Deutschland wird im öffentlichen Leben besonders durch den Bau von Moscheen sichtbar. Eine Moschee steht im Dienst der Religionsfreiheit", so Erzbischof Zollitsch. Die römisch-katholische Kirche bekenne sich zur religiösen Freiheit jedes Menschen. Die fundamentale Wertentscheidung für die Religionsfreiheit in den modernen Grundrechtskatalogen entspreche auch christlicher Überzeugung: "Die Anerkennung der Religionsfreiheit als ein auf die Würde des Menschen gründendes Menschenrecht macht es auf der einen Seite verständlich und im wohlverstandenen Sinne auch notwendig, dass Christen in der Begegnung mit Muslimen für den Gedanken eintreten, dass Christen in islamisch geprägten Ländern in gleichem Masse Religionsfreiheit geniessen sollten wie Muslime in christlich geprägten", betonte Erzbischof Zollitsch in Jos. "Christen und Muslime sind aufgefordert, sich über ihren Glauben auszutauschen, Brücken des Vertrauens zu bauen und den Völkern, in denen sie leben, überzeugende Beispiele zu geben."

Der 71-jährige Theologe und Erzbischof zog unmittelbar vor seiner Abreise in der nigerianischen Hauptstadt Abuja eine positive Bilanz der Reise: "Wer in Afrika war, wird in Europa bescheidener. Der grosse Reichtum christlichen Lebens rührt an und macht nachdenklich. Wir müssen uns darauf konzentrieren, vor allem den häufig steinigen Weg des Dialogs mit dem Islam zu beschreiten. Aber auch das Missionsbestreben zahlreicher Sekten macht das Leben hier nicht leicht", sagte Zollitsch. In Afrika habe er ein glaubensfrohes Christentum erlebt und gleichzeitig verstanden, wie eine Hilfe zur Selbsthilfe konkret in ländlichen Regionen, in den Slums der grossen Städte, in Gefängnissen oder im Kampf gegen Aids eingesetzt werde. An mehreren Orten konnte sich der Erzbischof auch über kirchliche Aktivitäten zur Bekämpfung von Korruption und zur stärkeren Wahrnehmung zivilgesellschaftlicher Verantwortung informieren.

Mit seiner Reise nach Afrika habe er vor allem die Ortskirche Nigerias ermutigen wollen, sagte Erzbischof Zollitsch. "Gleichzeitig war es mir ein Anliegen, mit der Erfahrung aus Deutschland in Nigeria zu einem fortgesetzten Dialog mit dem Islam zu motivieren. Die Kirche Nigerias trägt zum Aufbau einer gewaltfreien Gesellschaft und zur Überwindung von Ungerechtigkeiten bei. Nächstenliebe habe ich auf dieser Reise konkret erfahren", ergänzte Erzbischof Zollitsch vor Journalisten in Abuja.

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