Evangelikales Missionsverständnis findet im Vatikan Zustimmung

Castel Gandolfo/Italien | 26.09.2009 | APD | Ökumene

Das Missionsverständnis der evangelikal ausgerichteten Protestanten, wonach nur der Glaube an Jesus Christus zum ewigen Leben führe, findet nach Angaben des deutschen Missionswissenschaftlers Prof. Peter Beyerhaus bei Papst Benedikt XVI. "volles Einverständnis". Dies berichtete Beyerhaus, der auch Vorsitzender der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG) ist, nach einer Begegnung mit dem Papst, anlässlich des diesjährigen "Schülerkreis"-Treffens am 29. und 30. August in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom.

Vor rund 40 mehrheitlich römisch-katholischen Teilnehmern bezeichnete der evangelische Theologe "Mission" als Aufruf zur Bekehrung und zum Glauben an das Evangelium von Jesus Christus. Zu verkünden sei "der Sühnetod Jesu am Kreuz für die Sünden der Welt und seine Auferweckung als Anbruch der neuen Schöpfung und Beginn seiner sichtbaren Machtergreifung". Dabei erinnerte Beyerhaus an die Verpflichtung des 1. Weltkongresses der evangelikalen "Lausanner Bewegung für Weltevangelisation 1974," dass die ganze Kirche das ganze Evangelium der ganzen Welt bezeugen solle. Bereits damals habe der Vatikan eine "beachtliche Gemeinsamkeit" festgestellt. Das habe in den Jahren 1977 bis 1984 zu mehreren evangelikal-/römisch-katholischen Dialoggesprächen geführt.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur idea schlug Beyerhaus dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche vor, er solle seine nächste Enzyklika dem Themenbereich "Mission" widmen. Alternativ sei auch eine interkonfessionelle Erklärung zur Mission denkbar, so der evangelische Theologe. Als Autoren einer solchen Erklärung sieht Beyerhaus "Fachleute, die positionell das gleiche biblisch-theologische Missionsverständnis vertreten sowie auch die Besorgnis um dessen gegenwärtige Auflösung in einen interreligiösen Dialog teilen". Dazu zählte Prof. Beyerhaus namentlich "das Bestreiten der Berechtigung der Mission durch wachsende äussere Widerstände sowie ihre innerchristliche Hinterfragung aufgrund der zersetzenden Wirkung des geistesgeschichtlichen Relativismus und religionstheologischen Pluralismus". Beim Gedankenaustausch, an dem sich der Papst lebhaft beteiligte, sei der Vorschlag von Beyerhaus für eine päpstliche Missions-Enzyklika laut Agentur "idea" von den Teilnehmern mit froher Zustimmung aufgenommen worden.

Peter Beyerhaus (geb. 1929) studierte Theologie in Berlin, Halle, Heidelberg, Bonn, Uppsala und Bethel. Von 1966 bis 1997 war er Professor für Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen, 1974/75 auch Dekan der Theologischen Fakultät. Er wirkte als Theologe, Missionar und Missionswissenschaftler aktiv an der Prägung der modernen deutschen Missionstheologie mit.

Seit seiner Emeritierung lehrt er weiter an verschiedenen Hochschulen, wie der Gustav-Siewert-Akademie, der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule in Basel, der Evangelical Theological Faculty Heberlee/Leuven in Belgien sowie der Yonsei Universität in Seoul, Südkorea.

Beyerhaus ist einer der Mitbegründer und Direktor des Instituts Diakrisis in Gomaringen bei Tübingen, welches vom Theologischen Konvent Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands und der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG) getragen wird.

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