Österreich: «Parteipolitik hat im gottesdienstlichen Raum nichts verloren»

Wien/Österreich | 08.04.2010 | APD | Religion + Staat

Die Römisch-Katholische Kirche in Österreich wehrt sich gegen die Instrumentalisierung des Gottesdienstes durch den Präsidentschaftskandidaten Rudolf Gehring von der "Christlichen Partei Österreichs" (CPÖ).

Kritik übte der Wiener katholische Generalvikar Msgr. Franz Schuster an der Wahlkampfauftaktveranstaltung der CPÖ, die am 6. April mit einer Messfeier in der Pfarrkirche St. Paul in Wien-Döbling eröffnet wurde.

In einem am 7. April versandten Rundschreiben an alle Pfarrer und Mitarbeiter der Erzdiözese Wien betonte er, dass "jede Instrumentalisierung des Gottesdienstes und kirchlicher Gebäude für politische Zwecke entschieden abzulehnen ist, und dass Parteipolitik aller Art im engeren kirchlichen Bereich keinen Platz hat."

Generalvikar Schuster hebt grundsätzlich hervor, dass Christen zum politischen Engagement, zum Einsatz für das Gemeinwohl, aufgerufen seien. Dabei könnten Christen in politischen Fragen - bei gleicher Sorgfalt der Gewissensentscheidung - zu unterschiedlichen Lösungsvorschlägen kommen. "Für diese Vorschläge dürfen sie aber nicht die Autorität der Kirche in Anspruch nehmen, sondern sie handeln in eigener Verantwortung", so Schuster, der festhält: "Parteipolitik hat im gottesdienstlichen Raum nichts verloren."

Wie der ORF berichtete, wehrte sich CPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Gehring inzwischen gegen die Vorwürfe des Wiener Generalvikars Schuster. "Man wird mir meinen Glauben nicht einschränken." Man habe die Parteipolitik aus der Kirche "völlig" herausgehalten, und er würde auch als Bundespräsident immer wieder in die Messe gehen, betonte Gehring. Dabei wies Gehring darauf hin, dass auch der amtierende Bundespräsident und Atheist Heinz Fischer anlässlich des Papst-Besuchs vor einigen Jahren in die Kirche gegangen sei und auch andere Politiker auf Audienzen beim Papst "drängen" würden.

Der Katholik Gehring (62) tritt gegen zwei Konfessionslose an: Amtsinhaber Heinz Fischer (71) - er lässt seit seinem Amtsantritt vor sechs Jahren seine Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) ruhen - und Barbara Rosenkranz (51) von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) schickt keinen Kandidaten ins Rennen um die Wahl zum Bundespräsidenten..

Als Ziel seiner Politik bezeichnete Gehring "die Verwirklichung der christlichen Werte in der Gesellschaft durch Gebet und politisches Engagement". Er versuche, sein Leben nach der Bibel auszurichten. Gegenüber der Presse nahm er auch zu den Missbrauchskandalen im Raum der Kirchen Stellung: "Diese Verfehlungen sind leider passiert, aber es ändert nichts am Fundament der Kirche; die Zehn Gebote gelten unverändert."

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