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Freikirchen wollen Kinder und Jugendliche schützen

Kassel/Frankfurt a. Main/Hannover [Deutschland] | 12.05.2010 | APD | Gesundheit & Ethik

Bei der Frage nach Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen handele es sich laut Ansicht des Präsidiums des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) "nicht um ein speziell katholisches Problem". Alle Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten, seien angefragt, heisst es in der vom Präsidium am 4. Mai in Kassel verabschiedeten Stellungnahme "Sexuelle, körperliche und seelische Gewalt gegenüber Kindern". Das Präsidium dankt darin dem Gemeindejugendwerk, dem Jugendverband der Baptisten, das in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen der Kampagne "Sichere Gemeinde" bereits Material zu dem Thema veröffentlicht habe. Vorrangiges Ziel in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei es, die Kinder stark zu machen. Mitarbeiter sollten zudem besonders geschult und für das Thema Missbrauch sensibilisiert werden.

"Wir fordern Gemeinden auf, sich auf den Weg zu sicheren Gemeinden zu machen. Dabei stellt sich das Präsidium des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden ausdrücklich auf die Seite derjenigen, denen körperliche oder sexualisierte Gewalt sowie geistlicher Missbrauch widerfahren ist. Wir bemühen uns, missbrauchfördernde Strukturen aufzudecken und ihnen entgegenzuwirken", heisst es in der Stellungnahme. Informationen zum Thema sowie Beratungsangebote für Opfer stünden im Internet unter www.sichere-gemeinde.de zur Verfügung. Die Website vernetze evangelisch-freikirchliche und säkulare Angebote.

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) weist in diesem Zusammenhang in einer Pressemitteilung auf die in der EmK seit über zwei Jahren gültigen Praxis hin. Bereits im Frühjahr 2008 habe der Kirchenvorstand einen Verhaltenskodex für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Kinder- und Jugendarbeit verabschiedet. Darin stehe unter anderem: "Kinder und Jugendliche bedürfen des besonderen Schutzes. Wir legen grössten Wert darauf, dass jegliche sexuelle Belästigung verhindert, dass ein Verdacht angesprochen und gegebenenfalls angezeigt wird." Alle Hauptamtlichen der EmK, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten, hätten schriftlich zu erklären, dass sie diesen Verhaltenskodex bejahten und bei Neuantritt einer Stelle ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen müssten. Die Gemeinden seien gebeten, den zahlreichen Ehrenamtlichen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen den Verhaltenskodex zur Kenntnis zu geben und sie zu bitten, die Selbstverpflichtung zu unterzeichnen.

Der Verhaltenskodex schaffe in Verbindung mit der Selbstverpflichtung für dieses sensible Thema ein Bewusstsein und wolle Kinder und Jugendliche in Gemeinden, aber auch in ihrem familiären Umfeld möglichst weitreichend vor Missbrauch schützen. Opfern werde Hilfe und Beratung ermöglicht. Die Kinder- und Jugendwerke der EmK erstellten zurzeit eine umfangreiche Handreichung, die als ein weiteres Hilfsangebot an die Gemeinden gehen werde. Die Arbeitsgruppe "Keine Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen" biete zusammen mit den Kinder- und Jugendwerken Schulungen zu Fragen der Prävention an. Weitere Informationen und Texte sind im Internet unter http://www.emk.de/emk-texte-und-verlautbarungen.html zu finden.

2005 habe die Freikirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland eine Projektgruppe eingesetzt, welche die Handreichung "Sexueller Gewalt begegnen" erarbeitet habe, die im letzten Jahr an alle Pastoren und alle adventistischen Haushalte in der Bundesrepublik gegangen sei, teilte der Jugendabteilungsleiter des Norddeutschen Verbandes der Freikirche, Pastor Martin Knoll (Hannover), mit. Im Dezember 2009 habe der Ausschuss der Freikirche in Deutschland beschlossen, dass alle Pastoren sowie Haupt- und Ehrenamtliche, die Kinder und Jugendliche betreuten, die Handreichung "Sexueller Gewalt begegnen" ausgehändigt bekämen und einen Verhaltenskodex unterschreiben müssten. Zusätzlich werde von allen Pastoren und allen Angestellten mit Tätigkeiten im Kinder- und Jugendbereich ein polizeiliches Führungszeugnis eingefordert.

Ausserdem beteiligten sich auch die deutschen Adventisten an der weltweiten Kampagne "enditnow – Sag NEIN zur Gewalt gegen Frauen" der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten und der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA International, informierte die Leiterin der Abteilung Frauen des Süddeutschen Verbandes der Freikirche, Ingrid Naumann (Ostfildern bei Stuttgart). Die sich über mehr als 200 Länder erstreckende Aufklärungskampagne solle das Bewusstsein wecken, um für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen einzutreten. Informationen über die Aktion samt Ideen zur Umsetzung der Kampagne und Materialien sind im Internet unter www.enditnow.de zu finden.

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