Türkei: Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz erstochen

Iskenderun & Istanbul/Türkei | 03.06.2010 | APD | International

Erzbischof Luigi Padovese (63), Vorsitzender der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, ist in seinem Haus in Iskenderun erstochen worden. Bischof Padovese erlag seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Das meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu am 3. Juni. Nach Berichten des türkischen Nachrichtensenders NTV soll ein Fahrer Padovese ermordet haben. Padovese war seit 2008 Vorsitzender der türkischen Bischofskonferenz gewesen.

In den vergangenen Jahren hatte es bereits mehrfach Angriffe auf Christen in der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Türkei gegeben. Zuletzt waren laut Austria Presse Agentur APA 2007 bei einem Überfall auf einen Verlag für christliche Schriften in der Stadt Malatya drei Menschen ermordet worden. Ein Jahr davor wurde ein italienischer Priester in der Stadt Trabzon erschossen.

Padovese, am 31. März 1947 geboren, trat 1965 der Ordensgemeinschaft der Kapuzer bei. Die Priesterweihe empfing er 1973. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 2004 zum Titularbischof von Monteverde und bestellte ihn zum Apostolischen Vikar von Anatolien. Die Bischofsweihe erhielt Padovese 2004 vom damaligen Apostolischen Nuntius der Türkei, Edmond Y. Farhat.

Die Türkische Bischofskonferenz ist das Versammlungsgremium der katholischen Bischöfe in der Türkei. Sie ist Mitglied im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und Gastmitglied der südosteuropäischen Bischofskonferenzen. Für den türkischen Staat ist die Türkische Bischofskonferenz "de jure" nicht existent. Die römisch-katholische Kirche in der Türkei hat rund 15'000 Mitglieder.

Als schreckliche und unglaubliche Tat hat der Vatikan in einer ersten Reaktion den Mord an Padovese bezeichnet. "Wir sind entsetzt", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstagnachmittag vor Journalisten. Auch der Apostolische Vikar von Istanbul, Louis Pelâtre, bestätigte den gewaltsamen Tod des 63-Jährigen.

Padovese sollte am 4. Juni nach Zypern fliegen, um dort mit Papst Benedikt XVI. zusammenzutreffen. Als Vorsitzender der Türkischen Bischofskonferenz sollte er kommenden Sonntag auch im Sportpalast von Nikosia aus das Hand des Papstes das Arbeitspapier für die Nahost-Bischofssynode in Empfang nehmen, die im Herbst in Rom zusammentritt.

Wie der Gouverneur von Iskenderun, Mehmet Celalettin Lekesiz, mitteilte, wurde inzwischen der Fahrer des Bischofs als Verdächtiger festgenommen. Der Chauffeur arbeitete demnach seit viereinhalb Jahren für den Bischof und soll in psychologischer Behandlung gewesen sein.

Es sehe so aus, als handle es sich "um eine persönliche Angelegenheit" und nicht um ein religiöses oder politisches Motiv, sagte der Gouverneur. "Wir untersuchen die Tat aber genauestens." Er habe den Bischof gut gekannt und sei tief betrübt. Padovese war für die rund 4.500 Katholiken im Süden und Osten der Türkei zuständig.

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