Syrische Regierung schliesst christliche Hausgemeinden

Damaskus/Washington D,C, | 30.09.2010 | APD | Religionsfreiheit

Die syrischen Behörden haben im Norden des Landes mindestens acht evangelikale Hausgemeinden geschlossen, meldet die Nachrichtenagentur idea. Sie befinden sich unter anderem in der Hafenstadt Latakia - dem neutestamentlichen Laodizea - sowie in Tartus, Homs und Wadi Al-Nasara.

Nach einem Bericht der in Washington D.C. (USA) ansässigen christlichen Menschenrechtsorganisation International Christian Concern (ICC) handle es sich unter anderem um baptistische Gemeinschaften.

Die staatlichen Stellen begründeten ihr Vorgehen gegen die Hausgemeinden juristisch: Nach dem geltendem Gesetz dürften Christen nur in Gebäuden Gottesdienste feiern, die als Kirchen zu erkennen seien.

Die evangelikalen Hausgemeinden seien jedoch meist zu klein und finanzschwach, um sich solche Häuser leisten zu können. Sie mieteten vielfach Wohnungen an und nutzten sie als Gottesdienststätten.

Viele Evangelikale befürchteten, dass die Durchsetzung des Gesetzes nur als Vorwand diene, um die Religionsausübung von Evangelikalen zu beschneiden..

Bisher habe die christliche Minderheit in Syrien laut ICC vergleichsweise grosse Religionsfreiheit genossen. Die Regierung gehe heute jedoch verstärkt gegen alle religiösen Aktivitäten vor, die sie als extrem einstufe. Dies betreffe sowohl islamische als auch christliche Gruppierungen.

So ist beispielsweise die protestantische Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Syrien seit Mitte der siebziger Jahre offiziell verboten. Das Gemeindezentrum in Damaskus wurde damals geschlossen und einige Pastoren und Gemeindeglieder inhaftiert.

Das Verbot der Freikirche entstand aufgrund falscher Anschuldigungen im Rahmen staatlicher Repressionen gegen angeblich "israelfreundliche" Organisationen. Der Sonderberichterstatter der UN-Kommission für Menschenrechte, Dr. Abdelfattah Amor hatte 1999 in seinem Bericht an die Vollversammlung der Vereinten Nationen unter den Menschenrechtsverletzungen auch das immer noch bestehende Verbot der adventistische Kirche in Syrien angeführt.

Die erste Adventistengemeinde wurde 1893 in Aleppo gegründet. Später kamen Kirchgemeinden in Bezaq und Damaskus hinzu. Das inzwischen 35 Jahre dauernde Verbot hat dazu geführt, dass heute keine adventistischen Christen mehr in dem vorderasiatischen Land leben.

Bei den kleinen, familiären Hausgemeinden handelt es sich um das älteste Modell christlicher Gemeinde. Das Urchristentum begann mit Hausgemeinden oder Hauskirchen. In den ersten Jahrhunderten waren Hauskirchen schon deshalb üblich, weil es noch keine Kirchengebäude gab. Eine grosse Rolle spielen die Hauskirchen heute vor allem im chinesischen Christentum.

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstand in der evangelikalen Tradition eine so genannte Hauskirchenbewegung, die Gemeinschaft von Christen in Alltagsnähe betont (Privathäuser) und dafür eine eigenständige Kirchenlehre entwickelt hat.

Die Arabische Republik Syrien wird sozialistisch-volksdemokratisch regiert; an der Spitze steht Präsident Bashar al-Assad. Etwa 72 Prozent der rund 20 Millionen Einwohner sind sunnitische Muslime, 6 Prozent Nusairier (Alawiten), 4 Prozent Drusen und etwa 15 Prozent Christen. Das syrische Christentum setzt sich aus verschiedenen Gruppen zusammen: Griechisch-Orthodoxen, Melkiten, Armenisch-Gregorianischen, Syrisch-Orthodoxen, Syrisch-Katholischen, Armenisch-Katholischen, Maroniten, Assyrern, Chaldäern, Protestanten und Lateinern.

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