Schweiz: „Nicht übereinander, sondern miteinander reden“

Zürich | 28.10.2010 | APD | Interreligiöser Dialog

Als „Meilenstein im jüdisch-christlichen Dialog“ haben der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) die erste offizielle Erklärung von Juden und Christen in der Schweiz bezeichnet. Das gemeinsame Dokument mit dem Titel: „In gegenseitiger Achtung auf dem Weg“, wurde nach mehr als 20 Jahren des interreligiösen Dialoges veröffentlicht.

„Mit dieser Erklärung glauben wir, dass ein wahrhafter Dialog, der auf Augenhöhe geführt wird, den Respekt gegenüber der Glaubenshaltung des anderen und den Verzicht auf die Absicht voraussetzt, den anderen zu überzeugen. Dabei ist die Einsicht leitend, dass die Wahrnehmung der Differenz erst gemeinsame Sichtweisen ermöglicht“, halten SEK und SIG gemeinsam fest. „Die gemeinsame Auseinandersetzung mit der biblischen, jüdischen und christlichen Überlieferung war nicht nur vom Wunsch geprägt, vom anderen mehr zu wissen, sondern auch zu lernen. Wichtig war auch, über gesellschaftliche Fragen nachzudenken, insbesondere im Zusammenhang mit dem Minderheitenschutz“.

Die Erklärung thematisiere zuerst den Dialog selbst, also die Art und Weise, wie er geführt wurde und behandle erst dann die Inhalte des Dialogs, so Dr. Thomas Wipf, Präsident des SEK. „Damit werden der gewonnene gegenseitige Respekt sowie das zwischen Juden und Christen Gewachsene in den Vordergrund gestellt, ohne dass das Trennende verschwiegen wird“, erläuterte Wipf.

„Den Anderen mit dessen eigenen Augen sehen zu lernen“, so bezeichnete Michel Bollag, Co-Präsident der Evangelisch-Jüdischen Gesprächskommission (EJGK), das Ziel der Erklärung und des damit angestossenen gegenseitigen Lernprozesses.

Inhaltlich befasse sich die Erklärung mit drei Begriffen, die sowohl für den jüdischen als auch den christlichen Glauben eine zentrale Bedeutung haben: Freiheit, Schrift, und Verantwortung.

Der jüdisch-christliche Dialog in der Schweiz wurde vor über 60 Jahren auf dem Seelisberg mit der internationalen „Dringlichkeitskonferenz gegen Antisemitismus“ gestartet. Die damalige Tagung habe das „Verhältnis der evangelisch-reformierten und römisch-katholischen Kirche zum Judentum grundlegend verändert“, so
Dr. Herbert Winter, Präsident des SIG, an der Medienkonferenz zur Präsentation der Erklärung.

Gemäss Wipf begann der „Dialogprozess zwischen SEK und SIG 1987 im Vorfeld des 50. Jahrestags der Reichspogromnacht. Aus der gemeinsamen Erinnerungsarbeit ging die Evangelisch-Jüdische Arbeitsgruppe (EJAG), die spätere Evangelisch-Jüdischen Gesprächskommission (EJGK) hervor“.

Die Broschüre „In gegenseitiger Achtung auf dem Weg“, kann auf der SEK Website als PDF-Datei heruntergeladen werden und ist auch auf Französisch erhältlich.
http://www.sek-feps.ch/shop/product_info.php/info/p450_Gemeinsame-Erkl-rung.html

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