Ehrenprimas warnt vor Auflösung der anglikanischen Weltgemeinschaft

London/Grossbritannien | 24.11.2010 | APD | Ökumene

Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hat vor einer "stückweisen Auflösung" der anglikanischen Weltgemeinschaft gewarnt, deren Ehrenprimas er ist. Es sei eine Illusion, dass man so weitermachen könne wie bisher, sagte Williams britischen Medienberichten zufolge zum Auftakt der Generalsynode der Kirche von England (Church of England). Entscheidungen, die in einer Kirchenprovinz fielen, beträfen auch alle anderen Provinzen weltweit.

Die Synode soll heute (24.11.) über den sogenannten "Anglican Covenant" abstimmen. Dabei handelt es sich um ein Bündnis aller 38 autonomen Provinzen der anglikanischen Weltgemeinschaft, die derzeit rund 78 Millionen Mitglieder umfasst. Nur Provinzen, die diesem gemeinsamen theologischen Nenner zustimmen, gehörten künftig zur anglikanischen Weltgemeinschaft, so Williams.

Wie Kathpress berichtet, gilt diese Entscheidung in der englischen Mutterkirche als wegweisend, da der Erzbischof von Canterbury zugleich Ehrenprimas aller Anglikaner weltweit ist.

Anglikanische Theologen haben den "Covenant" als Antwort auf den internen Streit der Weltgemeinschaft um Homosexuelle und Frauen erarbeitet. Zu den Auslösern gehörte auch die Ernennung des homosexuellen US-Bischofs Gene Robinson 2003.

Neue Entwicklungen wie die Ernennung Homosexueller zum Bischofsamt sollen künftig nur mit Zustimmung aller Provinzen stattfinden könnten. Liberale Anglikaner fürchten jedoch um die Autonomie ihrer Provinzen und befürchten eine mögliche Oktroyierung von Entscheidungen durch den konservativen Flügel der Weltgemeinschaft.

Diese wiederum beklagen eine Aufweichung der Kirchendisziplin und der kirchlichen Tradition.

Ein hochrangiger Kirchenvertreter warnte am 24. November im linksliberalen "Guardian" vor einem Scheitern des Bündnisses. "Es gibt keinen Plan B. Wenn es schiefgeht, dann liegt die Gemeinschaft in Trümmern", wird er zitiert.

Unterdessen wurde der Bischof von Willesden, Peter Broadbent (58), nach lästerlichen Bemerkungen über das britische Königshaus vom Dienst suspendiert. Der Londoner Bischof Richard Chartres forderte ihn am 23. November auf, sich "bis auf Widerruf" öffentlicher Auftritte zu enthalten. Er sei "angewidert" von Broadbents Äusserungen.

Der Bischof hatte der angekündigten Ehe von Prinz William und Kate Middleton im sozialen Netzwerk Facebook eine maximale Lebensdauer von sieben Jahren eingeräumt. Zudem hatte er sich über das Äussere von Thronfolger Prinz Charles und seine verstorbene Ex-Frau Prinzessin Diana lustig gemacht.

Nach Protesten hatte sich Broadbent noch am 22. November öffentlich entschuldigt und "einen grösseren Fehler seines Urteilsvermögens" eingeräumt. Ausserdem übermittelte er Charles und den verunglimpften Royals persönlich sein "tiefes Bedauern" über seine Äusserungen; er wünsche dem Brautpaar "eine glückliche und lebenslange Ehe".

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