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Kirche will nigerianische Regierung wegen Wahltermine verklagen

Aba/Nigeria | 25.01.2011 | APD | Religion + Staat

„Wir wollen vor Gericht gehen, um unserer Rechte einzufordern“, sagte am 17. Januar Pastor Bassey Udoh, Generalsekretär der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten der Ost-Nigerianischen Kirchenverwaltung gegenüber der News Agency of Nigeria, weil alle drei Wahltermine im April 2011 auf einen Samstag, dem Ruhetag der Adventisten, festgelegt worden sind. „Wir sind während vieler Jahre unterdrückt, an den Rand gedrängt und entrechtet worden und wir fragen: Wie lange noch?“ unterstrich Pastor Bassey Udoh. „Wir planen in jedem Landesteil Kundgebungen, wenn uns das Wahlrecht erneut verweigert wird.“

Die Unabhängige Nationale Wahlkommission (INEC) hat am 10. August 2010 die Wahltermine für die Nationalversammlung, die Gouverneurs- sowie Landtagswahlen und die Präsidentschaftswahlen bekanntgegeben, die ausnahmslos auf einen Samstag festgelegt worden sind. Die protestantische Freikirche feiert, wie die jüdische Glaubensgemeinschaft, den biblischen Sabbat (Samstag) als Ruhetag. Damit auch Adventisten wählen können und nicht in einen Konflikt zwischen ihrer Staatsbürgerpflicht und dem Ruhetaggebot gestürzt würden, habe die adventistische Kirchenleitung in Nigeria die INEC gebeten, die Wahltermine an Werktagen festzulegen, so Pastor Joseph Adebisi Ola, Präsident der Adventisten im Nordwest-Kirchenbezirk von Nigeria.

In einer Erklärung zum Verhältnis von Kirche und Staat, schreibt die adventistische Weltkirchenleitung: „Adventisten sollten ihre Bürgerpflicht ernst nehmen. Wir sollten uns an den Wahlen beteiligen, sofern uns dies möglich ist und wir mit gutem Gewissen daran teilnehmen können. Wir sollten uns verpflichten, uns am Aufbau unseres Gemeinwesens zu beteiligen.“

Als weltweite Kirche kennen die Adventisten nicht nur kulturelle Unterschiede in Bezug auf die Frage der Frauenordination, sondern auch im Hinblick auf die Wahrnehmung des Wahlrechts an Samstagen. Ellen G. White, eine der Gründerinnen der Kirche, hat vor 100 Jahren in den USA die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen auch am Ruhetag empfohlen.

Von den 144 Millionen Einwohnern Nigerias sind über eine halbe Million adventistische Christen, davon 267.000 erwachsen getaufte Mitglieder in über 800 Kirchengemeinden. Gemäss Bassey Udoh habe die Kirche seit ihrer Gründung in Nigeria, 1914, viel zur Entwicklung des Landes beigetragen, so speziell in den Bereichen Bildung und Gesundheit.

In Nigeria besteht eine kaum überschaubare Vielfalt an religiösen Gemeinschaften. Rund 50 Prozent der Nigerianer sind Muslime, vor allem in Norden. Etwa 40 Prozent sind Christen, im Süden und der restliche Teil - etwa 10 Prozent - bekennt sich zu einer traditionellen afrikanischen Religion. Nebst den Adventisten halten auch folgende christliche Kirchen in Nigeria den Sabbat: Holy Sabbath Church, Seventh-Day Baptist Church, Church of God Seventh-Day und die Sabbath Holy Church.

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