Cover der GEKE-Stellungnahnme zur Sterbehilfe © Foto: 2011 CPCE

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa äussert sich zur Sterbehilfe

Wien/Österreich | 18.05.2011 | APD | Gesundheit & Ethik

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat die Orientierungshilfe zu Fragen am Lebensende „A time to live and a time to die“ herausgegeben. Ausserdem schaltete sie die Internetseite www.atimetolive.eu.

„A time to live and a time to die“ will Wegweisung zur medizinischen Sterbehilfe und zur Beihilfe zum Suizid bieten. Die Studie ist das Ergebnis eines intensiven Konsultationsprozesses der 105 GEKE-Kirchen in 30 Ländern auf der Grundlage eines Textes des Fachkreises Ethik der GEKE.

„Es ist eine Stärke des Protestantismus in Europa, Differenzen ernst zu nehmen und zu Wort kommen zu lassen“, so GEKE-Präsident Thomas Wipf zur neuen Broschüre, in welcher sich erstmals die evangelischen Kirchen aus ganz Europa gemeinsam zum Thema Sterbehilfe äussern würden.

Die 104 Seiten starke Broschüre erörtere laut GEKE-Pressesprecher Thomas Flügge grundlegende Fragen des Sterbens im gesellschaftlichen, klinischen und juristischen Kontext. Aus theologischer und ethischer Sicht werde gefragt: Was ist das menschliche Leben? Worin liegt unsere moralische Verantwortung? Wie sensibel sind wir gegenüber dem Willen des Patienten? Dabei greife die Orientierungshilfe die zentralen medizinethischen Fragestellungen auf, etwa das Aussetzen lebensverlängernder Massnahmen, die Palliativpflege, die Sterbehilfe und die Suizidhilfe.

Die GEKE-Kirchen setzten sich für den Schutz der Menschenrechte von Sterbenden und Sterbenskranken ein, betonte Flügge. Dies schliesse das Recht auf ein Leben bis zum Ende und das Recht auf einen Behandlungsverzicht ein. Gleichzeitig seien die Kirchen dagegen, das Prinzip der Autonomie gegen die Solidarität, Empathie und Sorge für die Kranken und Sterbenden auszuspielen.

Die GEKE-Kirchen wendeten sich, so Flügge, gegen eine theologisch-ethische Rechtfertigung von Sterbehilfe und Beihilfe zur Selbsttötung. Zugleich würden sie den Wandel der gesellschaftlichen Haltung gegenüber bestimmten Formen der Sterbehilfe und der Suizidhilfe wahrnehmen. Die Studie betone die Notwendigkeit, die sozialen, medizinischen und pflegerischen Rahmenbedingungen für ein würdiges Leben und Sterben zu verbessern. Dazu gehörten ein Auf- und Ausbau von Hospizeinrichtungen und die Förderung der Palliativpflege in Theorie und Praxis.

Kirchliches Handeln orientiere sich an der Sorge um den Menschen, gab Flügge zu bedenken. Die Orientierungshilfe rufe dazu auf, den Schutz des Lebens einzufordern, sich für würdige Bedingungen zum Leben und Sterben in Kliniken und Hospizen einzusetzen.

Als Orientierungshilfe veröffentlichte die GEKE ausserdem die Internetseite www.atimetolive.eu. Dort ist die Publikation zunächst nur in englischer Sprache zu finden. Die deutsche und französische Version soll im Herbst 2011 folgen. Auf der Homepage führen ausserdem Texte aus verschiedenen Ländern und Kontexten in das Thema ein. Die Besucher der Internetseite haben die Möglichkeit, ihre Meinung zu äussern.

Zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft haben sich 105 protestantische Kirchen in Europa (und in Südamerika) zusammengeschlossen. Lutherische, reformierte, unierte, methodistische und vorreformatorische Kirchen gewähren einander durch ihre Zustimmung zur Leuenberger Konkordie von 1973 Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

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