Manuela Petraglio-Bürgi, Synodalratspräsidentin © Foto: „Christkatholisch“

Christkatholische Kirche der Schweiz wählte neue Leitungsgremien

Wettingen/Schweiz | 20.06.2011 | APD | Schweiz

Am 17. und 18. Juni tagte die 143. Session der Nationalsynode der Christkatholischen Kirche der Schweiz in den Räumlichkeiten des ehemaligen Zisterzienserklosters in Wettingen. Sie folgte damit einer Einladung der christkatholischen Gemeinde Baden-Brugg-Wettingen, die sich seit 2006 im Klostergebäude trifft, um ihre Gottesdienste zu feiern. Wichtigstes Traktandum der 143. Session waren die Ersatzwahlen für den Synodalrat und für das Synodenbüro.

Mit der Neubesetzung der Hälfte der Sitze im Synodalrat und des Präsidiums haben die Delegierten Weichen gestellt, die die Zukunft der Christkatholischen Kirche nicht unwesentlich beeinflussen werden. Gewählt wurden Frau Manuela Petraglio-Bürgi (Magden), Herr Peter Hagemann (Steffisburg), Herr Franz Murbach (Neuchâtel), Pfr. Michael Bangert (Basel) und Pfr. Christoph Schuler (Bern). Frau Petraglio löst nach über zwanzig Jahren den zurückgetretenen Urs Stolz als Präsidentin des Synodalrats ab. Damit bekleidet zum ersten Mal eine Frau die höchste Leitungsfunktion in der Christkatholischen Kirche neben dem Bischof. Das Präsidium des Synodalrats wird immer von einem Laien besetzt.

Der bisherige Präsident, Urs Stolz, der sich über zwanzig Jahre lang unermüdlich sowohl für die Christkatholische Kirche als auch auf internationaler Ebene für die Utrechter Union eingesetzt hat, ist auf diese Synode hin zurückgetreten. Ihm wurde im August 2010 vom Erzbischof von Utrecht die Martinsmedaille, die höchste Auszeichnung, die die Utrechter Union zu vergeben hat, verliehen. In der Christkatholischen Kirche hat der Synodalratspräsident neben dem Bischof die wichtigste Leitungsfunktion inne.

Neben den üblichen Geschäften und den Ersatzwahlen wurde in einem Festakt auch das 50jährige Bestehen des Hilfswerks der Christkatholischen Kirche der Schweiz, "Partner sein", gefeiert. Bis 2010 wurden unter anderem auch altkatholische und orthodoxe Projekte in Europa unterstützt, heute arbeitet das Hilfswerk vor allem mit anglikanischen Bistümern und Institutionen in Afrika und mit der Philippinischen Unabhängigen Kirche zusammen.

Die Delegierten bewilligten ferner die umfassende Sanierung des christkatholischen Studentenheims in Bern. Das seit 1970 bestehende Heim dient in erster Linie als Unterkunft für die eigenen Theologiestudierenden an der Universität Bern. Das durch Spenden, Sammlungen und zinslose Darlehen finanzierte Vorhaben wird eine Million Franken kosten. Die Bauarbeiten werden Anfangs Juli beginnen und sollen ab Frühling 2012 dann einer nächsten Generation von Studierenden zur Verfügung stehen.

Ferner beschloss das Kirchenparlament der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz (IBK) zusätzlich pro Jahr einen Euro pro Kirchenmitglied für die ökumenische Arbeit zur Verfügung zu stellen. Dieser Beitrag wurde vorerst auf fünf Jahre begrenzt und die Synode erwartet einen jährlichen Rechenschaftsbericht und wenn möglich eine ähnliche Beteiligung der anderen altkatholischen Kirchen an den Kosten.

Die IBK ist das verbindende Organ der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen. Zu ihren Grundaufgaben zählen: das Einbringen der altkatholischen Vorstellung von Kirche in der Ökumene, die Aufrechterhaltung der Gemeinschaft, Abgabe von Glaubens- und Grundsatzerklärungen sowie die Arbeit an der Wiedervereinigung der Kirchen. Dies ist mit vielen internationalen Konferenzen und Gesprächen verbunden. Mit der steigenden Teuerung wurde die Erfüllung dieser Aufgabe aber zunehmend durch die fehlenden Mittel beschränkt.

Der Synodenbeschluss zur Unterstützung der IBK ist als ein Zeichen zu werten, dass die christkatholische Kirche die internationale Arbeit unterstützt und darin einbezogen werden möchte. Zugleich wurde der deutliche Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass man mehr Informationen darüber wünscht, was auf internationaler Ebene gearbeitet wird.

Die Christkatholische (im Ausland: Altkatholische) Kirche ist eine aus dem Kulturkampf im 19. Jahrhundert hervorgegangene selbständige katholische Kirche. Die Bezeichnung "christkatholisch" geht auf die "Josephinismus" genannte kirchliche Reformbewegung unter Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Joseph zurück, die in der Schweiz das bis 1801 österreichische Fricktal (Teil des Bistums Basel) prägte, wo es heute mehrere christkatholische Gemeinden gibt. Mit "christkatholisch" als Selbstbezeichnung wollten die Schweizer Altkatholiken unterstreichen, dass ihrer Überzeugung nach allein Christus und nicht der Papst das Haupt der katholischen Kirche sei.

Seit Juni 2009 leitet Dr. Harald Rein (54) als siebter Bischof die Christkatholische Kirche der Schweiz. Mit landesweit nur knapp über 10.000 Mitgliedern hat die christkatholische Kirche in verschiedenen Kantonen den offiziellen Status einer Landeskirche.

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