Bischof Patrick Streiff © Foto: EMK Schweiz

Schweiz: Methodisten bauen zwei neue Kirchen

Winterthur/Zürich | 20.06.2011 | APD | Schweiz

Die Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in der Schweiz, Frankreich und Nordafrika tagte vom 16. bis 19. Juni unter dem Motto "Da berühren sich Himmel und Erde" in Winterthur und Zürich. Zum Abschlussgottesdienst am Sonntag im Kongresshaus Zürich kamen über 1‘000 Personen und erlebten die Ordination und Aufnahme von zwölf Personen in den pastoralen Dienst durch Bischof Patrick Streiff.

In seiner Verkündigung ging der methodistische Bischof Streiff auf das Tagungsmotto ein und betonte, dass Himmel und Erde sich mitten in den Bedrängnissen und Niederungen des Lebens berühren. Der Mensch stehe in der Tendenz sich abzusichern und bequem einrichten zu wollen, um Grenzerfahrungen zu vermeiden, die auch zu Gotteserfahrungen werden können, zu Schätzen in der eigenen Biographie. Gottes verändernde Kraft der Gnade offenbare sich bei Menschen in Grenzerfahrungen. In der Bergpredigt rufe Jesus seine Nachfolger auf, Schätze im Himmel zu sammeln und nicht auf der Erde.

EMK Konferenzmotto © Motto: EMK Schweiz

Die Methodisten verständen dieses Schätze sammeln nicht als Weltflucht, sondern als "Werke der Barmherzigkeit", als radikale Hinwendung zum Nächsten in der Welt, so der Bischof. Auf diese Weise würde auch heute sichtbar, dass Himmel und Erde sich berührten.

Dienstzuweisungen und Ordination
Im Anschluss an die Predigt wurden Johann Wäfler (in Glarus), Jürg W. Krebs (in Zürich-Nord) und Jeongsoo Lee (in der koreanischen Gemeinde Ostschweiz) als Lokalpfarrer beauftragt. Stephan Müller (in Liestal-Frenkendorf) und Bernfried Schnell (in Bregenz) erhielten eine erste Dienstzuweisung als Mitglieder auf Probe in der Jährlichen Konferenz. Die Ordination zur Pfarrerin bzw. zum Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche erhielten Joseline Waechter, Théodore Paka, David Loché und Andy Hostettler. In Anerkennung ihrer Ordination von anderen Kirchen sind Nicole Becher, Damian Brot und Brigitte Moser in volle Verbindung aufgenommen worden. Die methodistische Kirchenordnung legt übrigens fest, dass vorgängig zur Aufnahme in die Dienstgemeinschaft die Zustimmung zu insgesamt 19 Fragen John Wesleys zum Dienst und Dienstverständnis erfolgen muss.

Neben den Berichten der vier Distriktsvorsteher und weiteren Sachgeschäften beschlossen die rund 300 Delegierten den Bau zweier neuer Kirchen in Büren an der Aare (Seeland) und in Zürich-Oerlikon sowie die Unterstützung der brasilianischen und der französisch-afrikanischen Migrationsgemeinden in Biel.

Die Kirchgemeinde Zürich Oerlikon sei mit sinkenden Mitglieder- und Gottesdienstbesucherzahlen konfrontiert. Der Unterhalt der bestehenden Gebäude sei für die Kirchgemeinde zu einer Belastung geworden. Die Methodistenkapelle in Zürich-Höngg wurde verkauft. Damit die Kirchgemeinde jedoch weiterhin ihre Arbeit tun kann, soll an der Regensbergstrasse 148 in Zürich-Oerlikon die Kapelle aus den 60er-Jahren abgerissen und stattdessen neue kirchliche Räumlichkeiten gebaut und auf dem gleichen Gelände ein Mehrfamilienhaus mit zehn Mietwohnungen entstehen. Die Mieterträge der Wohnungen sollen für die Finanzierung der Arbeit in den Kirchgemeinden genutzt werden. In der Schweiz besitzt die EMK Liegenschaften im Umfang von rund 300 Mio. Franken.

"Nachfolge ist kein Wohlfühl-Trip"
In Diskussionsgruppen gingen die Delegierten der Frage nach: "Wie können mehr Menschen in die Nachfolge Jesu Christi geführt werden?". Der deutsche Bischof im Ruhestand, Walter Klaiber, zeigte anhand verschiedener Beispiele aus dem neuen Testament, wie Jesus in die Nachfolge gerufen bzw. wie Menschen auch nach seinem Leben auf der Erde ihm gefolgt waren. Nachfolge sei das "entscheidende Lebenskonzept für alle". Der Altbischof mahnte jedoch: "Nachfolge ist kein Wohlfühl-Trip". Wer Jesus folge, müsse damit rechnen, heimatlos zu werden und mit den Regeln der Pietät in Konflikt zu kommen. "Es gilt, nur noch nach vorne, auf den Weg mit Jesus, zu blicken."

Nach Ansicht von Pfarrer Theo Schaad sei mit der Klage über die neuen gesellschaftlichen Trends niemandem geholfen. Würden diese Entwicklungen aber näher angeschaut und mit dem Auftrag der Kirche in Beziehung gesetzt, so zeigten sich auch positive Aspekte. Als Beispiel nannte er die methodistische Unterscheidung von Kernthemen ("essentials") und unterschiedlichen Ansichten zu Nebenthemen ("opinions"). Allerdings sei das berühmte Zitat John Wesleys (1703–1791), dem englischen Erweckungsprediger und Begründer der Methodisten "Denken und denken lassen" nicht mit einer "Laisser-Faire"-Mentalität zu verwechseln, sondern lade zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Wertewandel ein.

"Mehr Menschen in die Nachfolge Christi führen" – ist das Ziel der Strategie 2010-2018, die die Jährliche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) 2010 beschlossen hat. Dieser auf acht Jahre angelegte Strategieprozess soll weiterhin in den EMK-Kirchgemeinden vom einem "Strategierat" begleitet und gefördert werden.

Erkennbares Gesicht im Web für die EMK
Distriktsvorsteher Markus Bach präsentierte den Bericht des EMK-Medienausschuss und wies darauf hin, dass für die EMK-Gemeinden in der heutigen Zeit Einrichtung und Unterhalt einer aktuellen, informativen und einladenden Website kein Luxus sei, sondern Notwendigkeit. Die EMK Schweiz biete allen Kirchgemeinden die Möglichkeit, unter ihrem Dach und unter Verwendung des offiziellen Corporate Design der EMK Schweiz eine Website aufzuschalten. Von dieser Möglichkeit hätten bislang aber nur 19 Bezirke Gebrauch gemacht. Pfarrer Stefan Moll stellte gegenüber der Konferenz fest, dass sich über 50 Bezirke gegen einen solchen einheitlichen, gemeinsamen Auftritt entschieden hätten. Seiner Meinung nach schade eine solche optische Verzettelung der Kirche. Er beantragte deshalb, dass alle wesentlichen Bereiche der EMK (z.B. Takano, Connexio, Bildung und Beratung) innerhalb eines Jahres und dass alle EMK-Gemeinden innerhalb zweier Jahre ihren Internetauftritt auf das offizielle Corporate Design der EMK Schweiz umstellen müssten. Beide Anträge wurden im Sinne einer Selbstverpflichtung mit 10 Gegenstimmen angenommen.

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