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USA: Häufiges Bibellesen hat Tendenz aus „Rechten“ „Linke“ zu machen

Houston, Texas/USA | 13.10.2011 | APD | Bibel

Je öfter jemand in den USA für sich die Bibel lese, desto wahrscheinlicher sei es, dass diese Person sich dem „Patriot Act“ widersetze, - einem 2001 zur Stärkung der Einheit der USA und des Kampfs gegen den Terrorismus verabschiedeten Gesetz -, dass häufige Bibelleser tendenziell gegen die Todesstrafe seien, Wissenschaft und Religion prinzipiell als vereinbar betrachteten und Initiativen zur sozialen Gerechtigkeit unterstützen, wie der Houston Chronicle schreibt.

Es scheine so, dass Kirchgang und Kirchenzugehörigkeit in den USA mit konservativen politischen Positionen korrespondierten, wie die Ergebnisse der umfangreichsten Religionsumfrage in Nordamerika des Baylor Religion Survey zeigten. Häufiges Bibellesen könne aber laut Analyse der Religionsumfrage durch „Christianity Today“ dazu führen, dass man vermehrt zu liberalen oder linken politischen Auffassungen tendiere.

Im Gegensatz zu einigen anderen religiösen Praktiken, habe das häufige Bibellesen das Potential liberaler zu machen oder die Leser für linke politische Positionen zu öffnen. Dies sei auch dann der Fall, so das Magazin „Christianity Today“, wenn man Faktoren wie politische Überzeugung, Bildungsstand, Einkommen, Geschlecht, Rasse und religiöse Einbindung oder die eigenen Ansichten über Bibelauslegung in Betracht ziehe.

Laut dem Magazin stellte die Umfrage fest, dass auf einer fünfstufigen Skala pro erhöhter Frequenz der Bibellektüre die Zustimmung zum „Patriot Act“ um 13 Prozent zurück gehe, die Zustimmung zur Abschaffung der Todesstrafe um 45 Prozent zunehme, die Ansicht, dass Religion und Wissenschaft unvereinbar seien um 22 Prozent abnehme und die Zustimmung zur Auffassung um 35 Prozent steige, dass ein guter Mensch sich aktiv für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit einsetze.

Warum öffnet das Bibellesen die Leser für liberale oder linke Sichtweisen?
Gemäss dem Magazin werde die Fragestellung noch interessanter, wenn man sich vergegenwärtige, wer am ehesten die Bibel lese. Es seien Evangelikale und Gläubige, die ein wörtliches Bibelverständnis hätten und eher zu konservativen oder politisch rechten Ansichten neigten.

Eine mögliche Erklärung für den Gesinnungswandel bestehe darin, dass die Lesenden eine vorgefasste Meinung von der Bibel hätten. In der amerikanischen Gesellschaft, in der das Bibellesen einen hohen Stellenwert habe, gingen viele davon aus, sie wüssten, was in der Bibel stehe, bevor sie sie öffneten, so „Christianity Today“. Sobald sie dann aber persönlich in der Bibel lesen würden, seien sie meist überrascht von dem, was dort stehe und integrierten die neue Sichtweise in ihre Überzeugungen.

Es könne dies aber auch mit Bibelstellen geschehen, die dem Leser tatsächlich bekannt seien. Viele läsen die Bibel mit der Erwartung, dass Gott ihnen durch den gelesenen Text persönlich etwas sagen wolle und würden dann von gewissen Bibelaussagen wie von einem Donnerschlag getroffen. Dies könne für ihr Leben eine enorme Bedeutung bekommen.

Hinzu komme, dass viele Bibelleser die Heilige Schrift nicht nur für ihre Andacht oder spirituelle Erbauung verwendeten. Sie sähen in der Bibel eine Autorität für ihr Leben, dem sie im Alltag entsprechen wollten.

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