Miguel Ángel Roig, adventistische theol. Fakultät © Foto: edp

Evangelisch-theologische Abschlüsse in Spanien staatlich anerkannt

Madrid/Spanien | 27.11.2011 | APD | International

Am 11. November genehmigte laut Onlinedienst „Adventisten heute“ der spanische Ministerrat das königliche Dekret zur Anerkennung von Universitätsabschlüssen theologischer Fakultäten, die zum Bund der evangelischen Kirchen Spaniens (FEREDE) gehören. Neben der Adventistischen Theologischen Fakultät (Sagunto, Valencia) sind das die Theologische Fakultät der spanischen Baptisten UEBE (Alcobendas, Madrid), die Theologische Fakultät CSTAD der Versammlung Gottes (La Carlota, Córdoba) sowie die beiden überkonfessionellen Einrichtungen, die Internationale Theologische Fakultät IBSTE (Castelldefels, Barcelona) und die Theologische Fakultät SEUT (El Escorial, Madrid).

Evangelisch-theologische Ausbildungsstätten gibt es in Spanien seit über 100 Jahren. Deren Abschlüsse wurden jedoch bisher nicht staatlich anerkannt. Marcos Abbot, Dekan von SEUT, würdigte das Dekret als einen sehr wichtigen historischen Schritt, der dazu beitrage, evangelische Christen in Spanien als Teil der Gesellschaft anzuerkennen.

„Das ist ohne Zweifel der wichtigste Erfolg der protestantischen Welt in Spanien seit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen dem spanischen Staat und der FEREDE im Jahr 1992", meinte Miguel Ángel Roig, Dekan der Adventistischen Theologischen Fakultät und Sekretär der FEREDE-Kommission für die Anerkennung der protestantischen theologischen Studienzentren und Abschlüsse. „Der Königliche Erlass ist nicht nur für die Institutionen, deren Studienabschlüsse nun akkreditiert worden sind, äusserst wichtig, sondern bedeutet auch einen beachtlichen Schritt hin zur demokratischen Normalität in einem Land, in dem die Religionsfreiheit schwere Hindernisse überwinden musste, um sich durchzusetzen. Wir vertrauen darauf, dass es weitere bedeutende Schritte in diese Richtung geben wird.“

Durch die Anerkennung werde die eigene Identität der verschiedenen Institutionen in keiner Weise angetastet, auch ändere sich nichts an den bisherigen Zulassungsvorschriften, den dogmatischen Schwerpunkten und der Pastorenausbildung, versicherte Roig. Mit dem nun anerkannten Abschluss könne jeder Student in einer spanischen oder ausländischen Universität als Master in Theologie (M.A.) postgraduieren und auch promovieren. Im Falle der Adventistischen Theologischen Fakultät würden der Bachelor- (B.A.) und auch der Master-Abschluss in Theologie anerkannt.

Der Bund der evangelischen Kirchen Spaniens FEREDE (Federación de Entidades Religiosas Evangélicas de España), dem sich die meisten evangelischen (Frei-)Kirchen Spaniens angeschlossen haben, entstand aus der 1956 gegründeten Comisión de Defensa Evangélica, die sich um die Verteidigung der Religionsfreiheit der evangelischen Christen kümmerte. Als 1982 die Verhandlungen für ein Kooperationsabkommen zwischen dem spanischen Staat und den Protestanten begannen, verlangte die Regierung die Gründung einer juristischen Institution als Verhandlungspartner. Vier Jahre später, am 20. Februar 1986, wurde die FEREDE für diese Aufgabe gegründet und 1992 das Kooperationsabkommen mit dem spanischen Staat unterschrieben.

Die staatliche Anerkennung der theologischen Abschlüsse ist eines der Anliegen, für die sich die FEREDE erfolgreich eingesetzt hat. Ein noch anstehendes Thema ist beispielsweise die Anerkennung der vom Staat geschuldeten Pensionszahlungen an die protestantischen Pastoren und Pastorenwitwen, die bis zum Jahr 1999 keine finanziellen Beiträge zur Sozialversicherung leisten konnten. Eine diesbezüglich beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Strassburg eingereichte Klage wurde angenommen. Der spanische Staat muss sich demnächst dazu vor dem Gerichtshof äussern.

Von den 40,8 Millionen Einwohnern Spaniens sind über 90 Prozent Katholiken und nur 0,3 Prozent, etwa 120.000, Protestanten. Zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehören in Spanien knapp 16.000 erwachsen getaufte Mitglieder in 107 Gemeinden.

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