Heinz-Hartmut Wilfert, ADRA Deutschland © Foto: ADRA Deutschland

Katastrophenvorsorge rettet Leben

Weiterstadt bei Darmstadt/Deutschland | 13.01.2012 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Regelmässig würden Menschen gegen Hurrikans, Überschwemmungen, Erdrutsche oder Dürren kämpfen, so Heinz-Hartmut Wilfert (Weiterstadt bei Darmstadt), Abteilungsleiter für entwicklungspolitische Bildung der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland. Deshalb bereite ADRA die Bewohner gefährdeter Regionen auf derartige Katastrophen vor.

„In ihren Dorfgemeinschaften klären wir die Menschen über die Gefahren auf, mit denen sie rechnen müssen.“ Sie lernten die kritischen Stellen genauer kennen: Wo kann sich eine Muräne lösen, welchen Weg wird sie nehmen, was zerstört sie mit welchen Folgen? Oder: Wo sammelt sich Hochwasser, welche Stellen werden in welcher Reihenfolge unpassierbar? Aus diesen Faktoren ergebe sich laut Wilfert eine detaillierte Planung der Fluchtwege für die Bevölkerung. Doch was finden die Menschen am Ende ihres Fluchtweges vor? Gibt es stabile, sichere Unterkünfte für alle? Wie funktioniert die Versorgung, wie wird die Hygiene gesichert? Wer löst den Alarm aus, leitet die notwendigen Massnahmen bei Evakuierung und wer organisiert die Versorgung derer, die ihre Wohnungen verlassen mussten? Alle diese Kenntnisse müssten der Bevölkerung von einheimischen Fachkräften vermittelt werden, damit alle verstünden, wie sie sich zu verhalten hätten und wie Panik vermieden werden könne.

„Natürlich ist das nur eine erste Reaktion auf eine mögliche Katastrophe“, betonte Wilfert. Für die Planung der Zukunft müssten die Hilfsorganisationen gemeinsam mit den Einwohnern überlegen, ob bestimmte Gefahren zu vermeiden seien, indem zum Beispiel Rutschhanglagen gesichert würden oder ein Flusslauf reguliert werde. „Und wenn die Kräfte der Natur nicht völlig gebändigt werden können, gibt es Möglichkeiten, ihre Auswirkungen durch geeignete Massnahmen zu mildern?“ Nachhaltige Hilfe müsse dafür sorgen, dass Menschen sich im Notfall selbst zu helfen wüssten.

Dass Katastrophenvorsorge zu sichtbaren Erfolgen führte, machte Wilfert an verschiedenen Beispielen deutlich. Von ADRA gebaute Dämme in Bangladesh dienten nicht nur der Wasserregulierung und als Verkehrswege in normalen Zeiten. Bei Überschwemmungen böten sie ausserdem Zuflucht und Fluchtweg für Tausende. Brücken, die im Irrawady-Delta von Myanmar Dörfer und Märkte verbinden sollten, hätten wegen ihrer soliden ADRA-Bauweise Hunderte von Burmesen das Leben gerettet, als der Taifun „Nargis“ weitreichende Überflutungen verursachte. In Somalia hätten über hundert von ADRA gebohrte Brunnen und Tränken die Folgen der Dürre zwar nicht verhindern, aber doch lindern können. „Die Menschen im indischen Bihar erhielten spezielle Anleitungen und schufen Strukturen für den Katastrophenfall, sodass sie nun selbst wissen, wie sie sich gegenseitig helfen und retten können.“ In Nepal bedrohten Erdrutsche und Überschwemmungen zunehmend die Menschen. Sie würden von einheimischen Fachkräften lernen, die Gefahren besser einzuschätzen und Vorsorge für den Ernstfall zu treffen.

Dennoch bleibe noch einiges zu tun, informierte Wilfert. „Jede Katastrophe muss ein Anlass sein, vorbeugende Massnahmen für die Zukunft zu ergreifen.“ Die Katastrophenvorsorge müsse nach der Sofort- und Nothilfe von Anfang an in die Arbeit des Wiederaufbaus eingeplant werden. Auch Entwicklungsprojekte sollten den Aspekt der Katastrophenvorbeugung und -vorsorge in ihre Konzepte mit einbinden.

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