Grossmufti: Sämtliche Kirchen auf Arabischer Halbinsel zerstören

Bonn/Deutschland | 29.03.2012 | APD | Religionsfreiheit

Der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat „Besorgnis und grosses Befremden“ über die jüngsten Äusserungen des saudi-arabischen Grossmuftis Abd al-Aziz Ibn Abdullah Al asch-Schaich zum Ausdruck gebracht. Auf eine Anfrage kuwaitischer Abgeordneter zum Bau von Kirchen in deren Land hatte der Grossmufti erklärt, dass die Errichtung neuer Kirchen auf der Arabischen Halbinsel nicht erlaubt sei. Auch sollten sämtliche Kirchen in diesem Gebiet zerstört werden. Der hochrangige Rechtsgelehrte begründete diese Weisung, die nicht im Koran zu finden ist, mit einem Ausspruch (Hadith) Muhammads.

Erzbischof Zollitsch bezeichnete es als „unerträglich“, dass durch solche Äusserungen eines führenden Religionsvertreters die ohnehin labile Situation in der arabischen Welt weiter destabilisiert werde. Der Grossmufti lasse „jeden Respekt für die Religionsfreiheit und das friedliche Zusammenleben der Religionen vermissen. Er verneint das Existenzrecht von Kirchen und Christen auf der Arabischen Halbinsel.“ Zollitsch wies darauf hin, dass der wirtschaftliche Aufschwung der Arabischen Halbinsel, einschliesslich von Saudi-Arabien, auch mit der grossen Zahl ausländischer Spezialisten und Arbeiter zusammenhänge, unter denen sich viele Christen befänden. „Es wäre ein Schlag ins Gesicht dieser Menschen, wenn man ihnen die wenigen christlichen Gottesdienststätten nehmen würde.“ Während in Saudi-Arabien nach wie vor jegliche öffentliche Präsenz des Christentums untersagt ist, betreiben einige der Nachbarländer auf der Arabischen Halbinsel in jüngster Vergangenheit eine offenere Politik und erlauben auch den Bau christlicher Kirchen.

Erzbischof Zollitsch erinnerte daran, dass der saudische König Abdullah Ibn Abd al-Aziz in den zurückliegenden Jahren seinen Wunsch nach einem Gespräch der Religionen wiederholt unterstrichen habe. So gingen ein Kongress zur Förderung des interreligiösen Dialogs in Madrid (2008) und die Gründung eines interreligiösen Dialogzentrums in Wien (2011) auf seine Initiative zurück. „Diese auf Ausgleich und wechselseitiges Verständnis gerichtete Politik wird durch die Fatwa des obersten Muftis Saudi-Arabiens vollständig konterkariert.“ Zollitsch forderte die hochrangigen politischen und religiösen Führer in der muslimischen Welt auf, den Erlass des saudi-arabischen Grossmuftis eindeutig zurückzuweisen. Für die römisch-katholische Kirche in Deutschland gelte weiterhin: „Wir treten mit Entschiedenheit für die Religionsfreiheit aller Menschen in unserem Land ein. Und mit nicht geringerem Nachdruck fordern wir die gleichen Rechte für Christen in jenen Ländern, in denen die Muslime die Mehrheit stellen.“

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