Erich Lischek, Direktor ADRA Deutschland © Foto: ADRA Deutschland

ADRA baut duales Berufssystem in Haiti auf

Weiterstadt bei Darmstadt/Deutschland | 10.04.2012 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

In Haiti mangele es an Schulen und qualifizierten Lehrkräften. Doch was dem Land gänzlich fehle, seien qualifizierte Berufsausbildungen besonders im technischen Bereich, stellte der Direktor der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland, Erich Lischek (Weiterstadt bei Darmstadt) fest. „Wer beispielsweise Tischler oder Automechaniker werden will, schaut einfach seinem Meister über die Schulter. Was bei uns durch Berufsschulen mit theoretischem Wissen unterfüttert werde, bestehe in Haiti ausschliesslich aus „Learning by doing“.

Die Regierung wolle die Bildungslücke schliessen und habe sich an die Hilfsorganisation ADRA Deutschland gewandt. Die Entscheidung für ADRA als durchführende Organisation sei der Regierung leichtgefallen, so Lischek. Die adventistische Kirche betreibe bereits eine Universität und über 200 Schulen in Haiti. Das duale deutsche Berufsbildungssystem gelte als attraktiv und solle als Vorbild für den Neuaufbau einer standardisierten Berufsbildung in Haiti dienen. Vor allem müsse in technischen Berufen endlich ein zertifizierter Ausbildungsweg geschaffen werden.

„ADRA übernimmt hier eine Pionierrolle, denn bislang gibt es keine Bildungsstätten dieser Richtung“, betonte Erich Lischek. Es gelte, den angehenden Handwerkern eine fundierte und qualifizierte Ausbildung anzubieten, die Theorie und Praxis vereine. Am Ende der Ausbildung solle ein Zertifikat die erbrachte Leistung dokumentieren und für einheitliche Standards in der Branche sorgen.

Finanziell unterstützt werde das Projekt von der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Es laufe über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren und habe einen finanziellen Umfang von über sieben Millionen Euro, informierte der ADRA-Direktor.

Inzwischen sei der Rahmenvertrag mit ADRA für Bildungsprojekte in Haiti unterzeichnet worden. Er bilde die Grundlage für die Zusammenarbeit mit der haitianischen Regierung. Als erste Massnahme werde in der 800.000 Einwohner-Stadt Carrefour eine Berufsbildungsstätte für Handwerker gegründet. Weitere sollten nach Etablierung des Pilotprojekts folgen. ADRA lege Wert darauf, dass bei der Planung des ersten dualen Berufsbildungssystems in Haiti erfahrene Handwerker aus Deutschland und Haiti ihre Ideen und Kenntnisse mit einbrächten, hob Lischek hervor. Gemeinsam würden Kursinhalte für die Ausbildungsprogramme bestimmt und Ausbilder geschult. Parallel baue ADRA ein Gebäude, in dem dann die angehenden Handwerker angelernt werden könnten. Die angebotenen Ausbildungsberufe seien nicht statisch festgelegt. Sie würden entsprechend dem gesellschaftlichen Bedarf angepasst. Geplant seien zunächst Ausbildungsgänge zum Automechaniker und Tischler.

In einem Folgeprojekt solle den ausgebildeten Handwerkern der Zugang zu Kleinkrediten gewährt werden, so dass sie als Selbständige ihren erlernten Beruf ausüben könnten.

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