Solidarität: Hauptthema am Gipfel von EU-Religionsvertretern und EU-Politikern

Brüssel/Belgien | 12.07.2012 | APD | Religion + Staat

Die Solidarität zwischen den Generationen sei das Hauptthema des diesjährigen Gipfeltreffens von 24 europäischen Religionsvertretern mit den Präsidenten der EU-Institutionen gewesen, das am 12. Juni in Brüssel stattfand, wie die Kommission der Bischofskonferenzen in der Europäischen Union (COMECE) berichtete. Es habe sich um das achte Spitzentreffen dieser Art gehandelt, welches auf Einladung von Präsident Barroso zusammen mit Herman van Rompuy, Präsident des Europäischen Rates, Lászlò Surján, Vizepräsident des Europäischen Parlaments stattgefunden habe.

Die Europäische Kommission unterhält einen offenen, transparenten und regelmässigen Dialog mit Kirchen und Religionsgemeinschaften nach Massgabe des Vertrags von Lissabon, durch welchen er im Primärrecht verankert wird (vgl. Artikel 17 AEUV). Eine Ausdrucksform dieses Dialogs stellt das jährliche Gipfeltreffen mit den Delegierten der Religionen dar. Nebst christlichen Kirchenvertretern evangelischer, orthodoxer und römisch-katholischer Provenienz waren auch Repräsentanten der Baha’i, Hindus, Juden und Muslime anwesend.

Solidarität zwischen den Generationen
In diesem Jahr habe die EU-Kommission das Spitzentreffen unter die Überschrift gestellt: „Solidarität zwischen den Generationen: Parameter setzen für die europäische Gesellschaft von Morgen“, zumal 2012 als das „Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ bezeichnet worden sei, heisst es in der COMECE-Mitteilung.

Die Solidarität zwischen den Generationen sei im Kern eine Frage der Teilhabegerechtigkeit, so die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, laut einer Medienmitteilung der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). „Die Generationengerechtigkeit muss als Querschnittsthema zum Beispiel in der Haushalts-, Sozial- und Wettbewerbspolitik mitgedacht werden“, forderte Kurschus. Als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland liege ihr daran, dass die Politik Rahmenbedingungen schaffe, um ein solidarisches Miteinander zu ermöglichen. Das gelte für die nationale wie für die europäische Ebene.

Demographische Krise
Nach Angaben von COMECE habe Msgr. André-Joseph Leonard, Erzbischof von Mecheln-Brüssel mit Blick auf die Begegnung der demographischen Krise in Europa beim Gipfeltreffen darauf hingewiesen, dass unter den verschiedenen Optionen – neben der Reform der Rentensysteme und der Zuwanderung – die Stärkung von Familien, insbesondere von stabilen Familien, der einzig nachhaltige Weg aus der Krise sei. Dies schliesse mutige Schritte auf dem Gebiet der Steuerpolitik, finanzielle Unterstützung für das dritte oder vierte Kind sowie soziale Massnahmen zur Unterstützung der work-family life-balance ein, so Leonard.

Sonntag als Ruhe- und Familientag
„Insbesondere für die Familie, für das spirituelle Leben ihrer Mitglieder und für die zwischenmenschlichen Beziehungen, sowohl in der Familie als auch zu Verwandten und Freunden, ist die gemeinsame Sonntagsruhe von fundamentaler Bedeutung“, sagte Msgr. Gianni Ambrosio, Italien, Vizepräsident der COMECE. Er habe damit die Notwendigkeit für Europa und seine Mitgliedsstaaten betont, den Sonntag als gemeinsamen wöchentlichen Ruhetag zu bewahren. Er habe daran erinnert, dass die Kirchen sich mit bedeutenden Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft zum Schutz des arbeitsfreien Sonntags in der EU- und in der mitgliedsstaatlichen Gesetzgebung zusammengeschlossen hätten.

Ökonomische Krise lässt Familien auseinanderbrechen
In Rumänien, wie in vielen osteuropäischen Ländern, stünden die Familien vor der Herausforderung, dass einer oder beide Elternteile zur Arbeit nach Westeuropa reise, um ihre Familien Zuhause zu unterstützen, erläuterte Msgr. Virgil Bercea, Vizepräsident der COMECE. „Dies führt zum Auseinanderbrechen von vielen Familien und dazu, dass Kinder ohne einen oder beide Elternteile aufwachsen, was langfristig Probleme für die europäische Gesellschaft schaffen wird“. Er habe die EU-Institutionen aufgefordert, spezifische Mechanismen für Länder wie Rumänien zu schaffen, die helfen würden, sich wirtschaftlich schneller zu entwickeln. „Diese Mechanismen sollten Transparenz hinsichtlich der Art und Weise, wie öffentliches Geld verwendet wird, Garantien für ein unabhängiges Justizsystem, Abschaffung der Korruption, Schutz der Menschenrechte und der Religionsfreiheit enthalten.“

(4463 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.