Blinde Schülerin in Ghana © Foto: Weltbibelhilfe

Die Bibel Punkt für Punkt ertasten

Stuttgart/Deutschland | 04.01.2013 | APD | Bibel

In mehr als 50 Ländern verbreitet der Weltverband der Bibelgesellschaften mit Partnern biblische Texte in Blindenschrift. Daran erinnerten die Bibelgesellschaften aus Anlass des Welt-Braille-Tages am 4. Januar. Für viele blinde Menschen in den Entwicklungsländern bedeute die Kenntnis der Blindenschrift mehr Unabhängigkeit, den Zugang zu praktischen Hilfen im Alltag und grössere Anerkennung in der Gesellschaft. Oft sei das Braille-Alphabet in der jeweiligen Sprache erstmals für die Bibel entwickelt worden, und ermögliche dadurch den Weg in ein selbstbestimmtes Leben mit diesem Lesestoff.

Der Welt-Braille-Tag wird am Geburtstag von Louis Braille (1809 bis 1852) gefeiert. Der Franzose erfand 1825 sein System der Blindenschrift. Es handelt sich um eine Kombination von jeweils sechs Punkten für einen Buchstaben, mit denen das ganze Alphabet dargestellt werden kann. Die Punkte werden mit den Fingern ertastet.

Biblische Texte in der Braille-Schrift seien in rund 200 Sprachen verfügbar. Die komplette Bibel liege heute in 40 Sprachen vor. Dazu zählten Sprachen mit grosser Verbreitung, wie Englisch, Spanisch, Französisch, Arabisch und Chinesisch, aber auch eine Reihe indischer und philippinischer Sprachen, wie Hindi, Tamil und Tagalog. In Deutsch erschien die Bibel im Braille-System 1909 erstmals komplett. An der vollständigen Publikation in weiteren Sprachen werde in verschiedenen Projekten der Bibelgesellschaften gearbeitet.

In Deutschland sammle die Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft Spenden für entsprechende Projekte in ärmeren Ländern. So seien mit deutscher Hilfe zum Beispiel Projekte für Menschen mit Sehbehinderungen in Westafrika verwirklicht worden. Kinderbibeln, neutestamentliche Geschichten und Arbeitshefte für blinde Schülerinnen und Schüler wären 2012 in Ghana im Mittelpunkt gestanden. In Burkina Faso habe die Bibelgesellschaft ein Braille-Alphabet für die weit verbreitete Sprache Mòoré entwickelt. Als erste Publikation in der Blindenschrift sei 2009 das Neue Testament in Mòoré erschienen.

Die ganze Bibel in Blindenschrift umfasst rund 40 Bände und wiegt etwa 40 Kilogramm. „Eine Bibel in Braille-Schrift kostet in der Herstellung mindestens 450 Euro“, erklärte Ingrid Felber-Bischof, die in Stuttgart für den Weltverband der Bibelgesellschaften die Programme für Menschen mit Sehbehinderung koordiniert.

Der Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies; UBS) zählt 146 Mitglieder und ist in mehr als 200 Ländern aktiv. Zentrale Aufgaben der Bibelgesellschaften sind die Übersetzung, Herstellung und Verbreitung der Heiligen Schrift. Seit 2012 ist der Weltverband ausserdem anerkannter Partner der UNESCO für Alphabetisierungsprogramme.

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