. © Foto: Matthias Müller

Neues Alkoholgesetz: Ein Rausch zum Preis eines Sandwiches

Lausanne/Schweiz | 18.03.2013 | APD | Gesundheit & Ethik

Obschon erwiesen sei, dass der problematische Alkoholkonsum über den Preis gezielt beeinflusst werden könne und die Preise für alkoholische Getränke stärker gesunken seien als jene für Nahrungsmittel, wolle der Bundesrat im neuen Alkoholgesetz keine preisgestaltenden Massnahmen aufnehmen, so Sucht Schweiz in einer Medienmitteilung. Ein Rausch zum Preis eines Sandwiches sei heute problemlos möglich.

Präventions- und Suchtfachstellen hätten die Massnahme gegen Billigstangebote im ersten Entwurf zur Totalrevision des Alkoholgesetzes vom Juni 2010 begrüsst, welche vorgesehen habe, dass alkoholische Getränke im Einzelhandel mindestens kostendeckend sein müssten.

Preisgestaltende Massnahme ersatzlos gestrichen
Laut Sucht Schweiz, ehemals Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme, enthalte der Gesetzesentwurf des Bundesrates, den der Ständerat am 20. März beraten werde, keine einzige preisgestaltende Massnahme mehr. Dies sei erstaunlich, da der Preis den Alkoholkonsum besonders stark zu beeinflussen vermöge. Wissenschaftliche Studien hätten gezeigt: Wenn alkoholische Getränke teurer würden, werde weniger getrunken. Das gelte besonders für Jugendliche oder Menschen, die viel Alkohol konsumierten (z.B. Alkoholabhängige). Das Portemonnaie der moderat Konsumierenden würde nur unwesentlich belastet. Wo aber weniger konsumiert werde, verringerten sich die Gesundheitskosten und alkoholbedingte Schäden wie Alkoholvergiftungen, Gewalt und Verkehrsunfälle oder auch Littering.

Interessen von Industrie und öffentlicher Gesundheit im Clinch
Kostendeckende Preise, Mindestpreise, eine Lenkungsabgabe oder die Erhöhung der Spirituosensteuer seien wirksame Massnahmen gegen billigen Alkohol, so Sucht Schweiz. Dass preisbildende Massnahmen vollständig aus dem Gesetzesentwurf verschwunden seien, zeige, dass die Interessen der Industrie eindeutig über jene der öffentlichen Gesundheit gestellt würden.

Das Gesetz solle laut Entwurf den problematischen Konsum sowie alkoholbedingte Schäden vermindern und insbesondere die Jugend schützen. Wenn das Parlament dieses Ziel wirksam und nachhaltig erfüllen wolle, müsse es die Frage der Preiserhöhung in der Debatte zum Alkoholgesetz aufgreifen.

Folgende Organisationen befürworteten gemeinsam mit Sucht Schweiz wirksame und gezielte Massnahmen zur Preisbildung von alkoholischen Getränken im neuen Alkoholgesetz:

Blaues Kreuz der deutschen Schweiz (www.blaueskreuz.ch)
Fachverband Sucht (www.fachverbandsucht.ch)
Groupement Romand d’Etudes des Addictions GREA (www.grea.ch)
Nationale Arbeitsgemeinschaft Suchtpolitik NAS-CPA (www.nas-cpa.ch)
Schweizerische Liga Leben und Gesundheit (www.llg.ch)
Sucht Schweiz (www.suchtschweiz.ch)
Ticino Addiction (www.ticinoaddiction.ch)

(2778 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.