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Schweiz: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen tritt Sonntagsallianz bei

Berg, Thurgau/Schweiz | 21.04.2013 | APD | Schweiz

Am 15. April 2013 hat die Plenarversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz AGCK in Basel mit grossen Mehr beschlossen, der „Allianz freier Sonntag Schweiz“ (Sonntagsallianz) beizutreten. Der Ausschuss der Sonntagsallianz habe die Arbeitsgemeinschaft am 18. April 2013 offiziell als Mitglied aufgenommen, wie die AGCK mitteilte.

„Die Arbeitsgemeinschaft steht als Dachorganisation für elf Mitgliedskirchen. Sie vertritt einen grossen Teil der Christinnen und Christen in der Schweiz“, sagte Pfarrerin Rita Famos, Präsidentin der AGCK Schweiz. „Gemeinsam mit anderen Vertretern der Zivilgesellschaft setzen wir uns dafür ein, dass die Gesellschaft den Sonntag schützt und somit an der kulturellen Errungenschaft des Ruhetags nach sechs Arbeitstagen festhält.“

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Gründe der AGCK für den Beitritt zur Sonntagsallianz
Familien, Gemeinschaften und Vereine müssten einen festgelegten freien Tag zur Verfügung haben, um sich treffen zu können, begründete die Arbeitsgemeinschaft ihren Einsatz für den wöchentlichen Ruhetag und den Beitritt zur Sonntagsallianz. Christinnen und Christen versammelten sich ausserdem überwiegend am Sonntag zum Gottesdienst.

Position der Adventisten
Die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist seit 2012 Gastmitglied in der AGCK Schweiz. Adventisten teilten die Bemühungen der Sonntagsallianz gegen die Ökonomisierung des Lebens und für gesundheitsfördernde und familienverträgliche Arbeitszeiten, sagte Pastor Herbert Bodenmann, Leiter Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Freikirche in der Schweiz. Die Anliegen der sozialen Gerechtigkeit und der Menschenwürde seien für Adventisten im Sabbatgebot verankert. Für seine Kirche, die den Samstag (Sabbat) als biblischen Ruhetag feiert, sprächen grundsätzliche Überlegungen gegen einen Beitritt zur Sonntagsallianz, so Bodenmann auf Anfrage.

Theologische Überlegung
„Gemäss dem protestantischen Schriftprinzip ‚sola scriptura‘, allein die Schrift, gibt es aus adventistischer Sicht keinen Anhalt für den Sonntag als Ruhetag in der Bibel“, so Bodenmann, da dieser historisch gesehen erst in nachbiblischer Zeit, ab Mitte des zweiten Jahrhunderts, aufgekommen sei.

Überlegungen zur Trennung von Religion/Kirche und Staat
Zudem seien Adventisten Vertreter der Trennung von Religion/Kirche und Staat. Aus dieser Sicht würden sie auch bei einer ‚Sabbatallianz‘ nicht mitmachen“, so Bodenmann. Religiöse Anliegen, die man mittels staatlicher Gesetze durchsetzen wolle, würden ihres eigentlichen Gehalts entkernt, nämlich das Ergebnis einer freiwilligen Gottesbeziehung und einer persönlichen Überzeugung zu sein, sagte der Pastor. Evangelium und christlicher Glaube beruhten nach dem Verständnis seiner Kirche auf Freiwilligkeit, der mit staatlichen Gesetzen weder nachgeholfen werden solle oder könne.

Überlegungen zur Religionsfreiheit
Ein weiterer Grund gegen den Beitritt zur Sonntagsallianz liege im adventistischen Verständnis der Religionsfreiheit, welche sowohl religiöse als auch weltanschauliche Überzeugungen von Menschen gleichermassen schütze. „Das Menschenrecht Religionsfreiheit kann nicht geteilt werden, sondern ist allgemeingültig“, so Bodenmann. Man könne nicht einseitig seine religiösen Anliegen schützen wollen, ohne dies auch anderen gleichermassen zuzugestehen. Die Forderung nach dem Schutz des Sonntags als Ruhetag sei einseitig, sofern nicht allen Menschen eine wöchentliche 24-stündige Ruhezeit gemäss ihrer jeweiligen Präferenz zugestanden werde. Damit wären auch die Anliegen religiöser Minderheiten wie Adventisten und Juden aber auch säkularer Menschen berücksichtigt.

Schweizerische Sonntagsallianz
Die schweizerische "Sonntagsallianz" wurde 2012 gegründet. Sie ist ein Netzwerk von neu 27 kirchlichen Organisationen, politischen Parteien, Gewerkschaften, Frauenorganisationen, Suchtorganisationen sowie der schweizerischen Fachgesellschaft für Arbeitsmedizin. Die Allianz kämpft gegen die Liberalisierung der Öffnungszeiten im Detailhandel und hat am 3. April bei der Bundeskanzlei ein Referendum gegen den 24-Stunden-Arbeitstag eingereicht, das in knapp 3 Monaten von 86’499 Personen unterzeichnet worden ist. Laut Sonntagsallianz wehrten sich die Mitglieder gegen die zunehmende Unterwanderung der Sonntagsruhe und der damit verbunden negativen gesundheitlichen, religiösen und sozialen Folgen.

Europäische Sonntagsallianz
Die Europäische Sonntagsallianz wurde 2011 gegründet und hat Mitglieder aus den Bereichen Gewerkschaft, Kirchen, Parteien und weiteren Organisationen der Zivilgesellschaft. Sie setzt sich massgeblich für die Einfügung und Festlegung des Sonntags als Ruhetag in der EU-Arbeitszeitrichtlinie ein, wie dies vor 1993 der Fall war.

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