Blick in einen Ausstellungsraum des Archäologisches Museums © Foto: Theologische Hochschule Friedensau

Archäologisches Museum Friedensau in neuen Räumen

Friedensau bei Magdeburg/Deutschland | 13.05.2013 | APD | Biblische Archäologie

Die archäologische Sammlung des Instituts für Altes Testament und Biblische Archäologie der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg hat in den Institutsräumen des Wilhelm-Lesovsky-Hauses eine neue Heimat gefunden. Die ursprünglichen Ausstellungsräume mit den zahlreichen Exponaten im früheren Friedensauer Mühlengebäude mussten einem Kindergarten weichen.

Der Schwerpunkt der Sammlung liege darin, einen Einblick in die Kultur der biblischen Länder zu geben – angefangen von der Zeit der biblischen Patriarchen (Ende 3. Jahrtausend v. Chr.) bis in die neutestamentliche Zeit (1. Jahrhundert n. Chr.), erläuterte Hochschulrektor Professor Dr. Friedbert Ninow. Darüber hinaus würden wichtige und bedeutende Funde der Biblischen Archäologie als Repliken vorgestellt. Einen weiteren Schwerpunkt bilde die Vorstellung verschiedener Funde der Grabungen der Theologischen Hochschule Friedensau in Jordanien aus den letzten Jahren.

Die Zeit der Patriarchen (21. bis 16. Jahrhundert v. Chr./Ende der Frühbronzezeit bis Mittelbronzezeit) werde vor allem durch Grabfunde aus Bab edh-Dhra in Jordanien repräsentiert: Schüsseln und Schalen, Bronzewaffen, Knochenschmuck und Fundstücke, die aus Stein gefertigt wurden. Die Replik einer anthropomorphen Vase aus Jericho zeige die Kunstfertigkeit der kanaanäischen Bewohner zur Zeit der Patriarchen. Ein besonderes Exponat sei ein Skarabäus aus der Periode der Hyksos-Herrschaft (ca. 1650 bis 1550 v. Chr.). „Skarabäen haben ihren Ursprung in Ägypten und stellen den Mistkäfer dar. Dieser galt als Symbol der Schöpferkraft und wurde bald als göttlich verehrt und in Form von Amuletten als Glücksbringer getragen“, so Professor Ninow. Die Skarabäen seien aus Stein geschnitten und an ihrer Unterseite mit Hieroglyphen, Mustern oder symbolischen Darstellungen versehen.

Die Spätbronzezeit (1550 bis 1200 v. Chr./Exodus, Landnahme und Richterzeit Israels) werde durch Gefässe repräsentiert, die in Israel gefunden worden seien. Einige davon wären laut dem Rektor Importwaren aus dem ägäisch-zypriotischen Raum. Eine Replik eines Griffes aus Elfenbein, der aus Megiddo stamme und in die Zeit der Landnahme datiert werde, zeige einen kanaanäischen Herrscher, der auf seinem Thron sitze und die Prozession seiner siegreichen Soldaten nach einer Schlacht empfange.

„Einen breiten Raum der Ausstellung nehmen Exponate aus der Eisenzeit (1. Jahrtausend v. Chr.) ein“, erläuterte Ninow. „Verschiedene Krüge, Schüsseln und Kochtöpfe geben einen Einblick in die Alltagswelt der Israeliten.“ Daneben fänden sich einige Räuchergefässe, in denen Weihrauch verbrannt worden seien und die in verschiedenen kultischen Zusammenhängen in Israel Verwendung gefunden hätten. Figuren und Repräsentationen von Asherah und anderen Göttern vermittelten die Göttervorstellungen im Alten Israel.

Weitere wichtige Funde dieser Epoche würden als Nachbildungen gezeigt. So die 11. Tafel des Gilgamesh-Epos mit der alt-babylonischen Version der Geschichte von der grossen Flut, oder die Tel-Dan-Stele aus dem 9./8. Jahrhundert v. Chr., wo in der neunten Zeile der aramäischen Inschrift auf einen König „aus dem Hause David“ verwiesen werde. Weitere Repliken sind der Schwarze Obelisk (825 v. Chr.) mit der Darstellung des israelitischen Königs Jehu, die Siloah-Tunnel-Inschrift des judäischen Königs Hiskia aus dem Jahr 701 v. Chr., das Silberamulett aus Jerusalem aus dem 7./6. Jahrhundert v. Chr. mit dem Aaronitischen Segen aus 4. Mose 6 sowie der Kyros-Zylinder (6. Jahrhundert v. Chr.) mit dem Erlass des persischen Königs Kyros dem Grossen, dass die fremden Völker in ihre Heimat zurückkehren sollten.

Aus der römisch-neutestamentlichen Epoche zeige die Ausstellung Glasgefässe, Tonlampen, Tongefässe, Schmuck und Münzen. Ein besonderes Exponat stelle die aus Ton gefertigte Menora (siebenarmiger Leuchter) dar, die nach der Abbildung auf dem Titus-Bogen in Rom gefertigt worden sei. Eine Replik zeige ein Fragment des Papyrus 52 mit dem griechischen Text des Johannes-Evangeliums. Es sei der älteste Textzeuge des Neuen Testaments und werde auf das Jahr 125 n. Chr. datiert.

Eine Auswahl von Funden der verschiedenen Grabungskampagnen der Theologischen Hochschule Friedensau in Khirbat al-Balua und Khirbat Mamariya (Jordanien) würden in weiteren Vitrinen vorgestellt. Dabei handele es sich um Haushalts- und Grabkeramik des 2. und 1. Jahrtausends v. Chr. sowie Schmuck und Waffen. So gebe die Ausstellung der archäologischen Sammlung dem Besucher die Möglichkeit, einen Blick in die materielle Kultur der biblischen Welt zu werfen. „Die archäologischen Forschungsarbeiten des Friedensauer Instituts für Altes Testament und Biblische Archäologie wollen dazu beitragen, dass ein Verständnis für die Welt, für die Geschichte und Kultur, in der die biblischen Texte entstanden sind, gewonnen und erweitert wird“, betonte Professor Ninow. Kontakt für Informationen und Führungen unter Telefon +49 175-5742672.

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