Chinesisches Religionsbüro setzt Rechtsvorschriften für religiöse Angelegenheiten um

Beijing/China | 04.06.2014 | APD | Religion + Staat

Das staatliches Amt für religiöse Angelegenheiten in der Volksrepublik China (SARA), das dem Staatsrat unterstellt ist, will laut CBS KULTUR INFO auch 2014 den Handlungsraum in religiösen Angelegenheiten durch die Umsetzung von Gesetzen, Verordnungen und Erlassen bestimmen bzw. einschränken. SARA ist zuständig für die Durchführung der chinesischen Religionspolitik.

Nach Angaben des China-Zentrums in Sankt Augustin (Deutschland) nennt das Religionsbüro als Arbeitsschwerpunkt für 2014 eine weitere "Verrechtlichung" der Religionsarbeit. So sollen die am 1. März 2005 erlassenen "Vorschriften für religiöse Angelegenheiten" - die grundlegende staatliche Rechtsvorschrift für diesen Bereich - ausgewertet und Verbesserungsvorschläge vorbereitet werden. Ferner sollen die bestehenden Rechtsbestimmungen zu Teilbereichen des organisierten religiösen Lebens in China weiter umgesetzt werden. Auch die Ausarbeitung weiterer Vorschriften sei möglich.

Die Verwaltungsrechtsbestimmungen des Staatsrates von 2005 für die Gesamtverwaltung jeglicher religiöser Angelegenheiten haben - gemäss Artikel 1 - das Ziel, den Schutz der Glaubensfreiheit, die Harmonie und Stabilität zwischen den Religionen, sowie der Gesellschaft und die Verwaltung der religiösen Angelegenheiten in der Volksrepublik China zu gewährleisten. China kennt fünf anerkannte Religionen: Buddhismus, Daoismus, Islam, Katholizismus und Protestantismus.

Zwar seien die Schwerpunkte der Arbeit für die einzelnen Religionen im Wesentlichen gleich geblieben, betont die Sinologin Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum. Laut SARA-Arbeitsbericht sei die Akteneintragung der religiösen Amtsträger bei den Behörden inzwischen zu 98 Prozent abgeschlossen. In Abklärung stünden zudem Fragen der Anerkennung von Dozenten und Abschlüssen an religiösen Ausbildungsstätten. Zwei Pilotprojekte würden derzeit am protestantischen Jinling-Seminar und an der Chinesischen buddhistischen Akademie durchgeführt. Einer weiteren Regelung sollen die Auslandsbeziehungen der Religionen unterstellt werden. Die nationalen Organisationen der Religionen sollen - mit Unterstützung des Religionsbüros - Bestimmungen für Reisen ins Ausland festlegen.

Auch im Hinblick auf die Regulierung der privaten protestantischen Treffpunkte, den sogenannten "Hauskirchen", sollen die an einigen Orten gemachten Erfahrungen gesammelt und wirksame Methoden der Steuerung erforscht werden. Die katholischen Leitungsgremien der "Patriotische Vereinigung der katholischen Kirche Chinas" und des "Katholischen Bischofskollegium Chinas" (Bischofskonferenz) sollen bei der Selbstwahl- und weihe von Bischöfen "unterstützt" und die "katholischen religiösen Organisationen" bei der Normierung ihrer Arbeit und dem Aufbau eines Systems vom Religionsamt "gefördert" werden.

Fortgesetzt werden soll die seit einigen Jahren laufende Arbeit des Religionsbüros zum Auf- und Ausbau einer Datenbank mit Informationen zu religiösen Organisationen, Kultstätten, Ausbildungsstätten und Amtsträgern.

Weitere wichtige Punkte umfassen das Vorgehen gegen "Chaos" in der Verwaltung buddhistischer und daoistischer Tempel, die Normierung der Ordinationsriten im Quanzhen- und Zhengyi-Daoismus, die Regulierung der Mekkawallfahrten und die Lage in der nordwestchinesischen Unruheregion Xinjang. Dort setzen sich die Bewohner laut Regierungsangaben aus etwa 10 Millionen Uiguren (vorwiegend sunnitische Muslime) und 8,4 Millionen Han-Chinesen zusammen. Seit Jahren kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Volksgruppen.

Statistische Daten zu Religionen und Kirchen in der Volksrepublik China
Das China-Zentrum veröffentlichte in ihrer Zeitschrift "China heute" (1/2014) eine Zusammenfassung statistischer Daten aus 2013 zu Religionen und Kirchen in der Volksrepublik China. Die Zahlenangaben stützen sich weitgehend auf Berichte in religiösen und säkularen Medien sowie wissenschaftlichen Publikationen in- und ausserhalb Chinas, die 2013 neu veröffentlicht oder aktualisiert wurden.

Zum Islam bekennen sich nach Angaben der offiziellen Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV) in Festlandchina 23 Millionen Muslime. Rund 185 Millionen Einwohner verstehen sich als Buddhisten. Als Daoisten bezeichnen sich 12 Millionen Anhänger. 173 Millionen Chinesen üben daoistische Praktiken aus, wobei es schwer sei, diese Spiritualität vom chinesischen Volksglauben zu unterscheiden.

Bei der Zahl der protestantischen Christen schwanken die Erhebungen zwischen 20 und 58 Millionen. Es sei äusserst schwierig, die Zahl von Christen zu erfassen, die ihren Glauben ausserhalb der offiziell registrierten Gemeinden ausüben.

Auf der offiziellen Webseite des Chinesischen Christenrates und der protestantischen Drei-Selbst-Bewegung werden 20 Millionen Protestanten in 53.000 Kirchen und Versammlungsstätten angegeben. Das amerikanische Forschungszentrum "Pew Research" nennt in ihrer Studie von 2011 eine Zahl von 58,04 Millionen protestantischer Christen. Die evangelikale Missionsorganisation "Asia Harvest" beziffert die Zahl der Protestanten für Festlandchina gar auf 84 Millionen, unter Einbezug der nicht registrierten Gläubigen.

Nach Schätzung des "Holy Spirit Study Centre" (HSSC) - mit Sitz in Hongkong - beträgt die Zahl der Katholiken, im offiziellen Teil der Kirche und im Untergrund , insgesamt 12 Millionen. Demgegenüber geben die offiziellen katholischen Leitungsgremien (Patriotische Vereinigung und Bischofskollegium) 6 Millionen Katholiken an.

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