Unterlagen der TOSC-Studienkommission zur Ordinationsfrage © Foto: Karen Porter

Adventistische Studienkommission zur Frauenordinationsfrage uneins

Silver Spring, Maryland/USA | 11.06.2014 | APD | International

Vom 2. bis 4. Juni traf sich die 106-köpfige Studienkommission zur Theologie der Ordination (Theology of Ordination Study Committee TOSC) der adventistischen Weltkirche im Maritime Institute of Technology and Graduate Studies, Linthicum, Maryland/USA, zu ihrer vierten und letzten mehrtätigen Sitzung. Der Exekutivausschuss der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten hatte 2012 die TOSC-Studienkommission eingesetzt. Ihr gehörten Wissenschaftler, Kirchenleiter, Pastoren und Kirchenmitglieder ohne Amt an. Sie hatten sich mit der Theologie der Ordination zu befassen. Die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen sollten die adventistische Gemeindepraxis unter besonderer Berücksichtigung einer bisher noch nicht in der Kirche möglichen Ordination von Frauen zum Pastorendienst einbeziehen.

Laut Adventist News Network ANN wurde während der letzten Sitzung Anfang Juni eine konsultative Schlussabstimmung bezüglich der zukünftigen Handhabung der Ordinationsfrage durchgeführt, die als „Meinungsbefragung“ bezeichnet wurde. Sie sei in keiner Weise bindend, sondern drücke ausschliesslich die persönliche Meinung der TOSC-Mitglieder zu dieser Frage aus. Von den ausgeteilten 96 Stimmzetteln seien 95 gültige und eine Enthaltung eingegangen.

Pastor Artur Stele, Vorsitzender der TOSC-Studienkommission und einer der neun Vizepräsidenten der adventistischen Weltkirchenleitung, gab das Ergebnis der Befragung bekannt. 40 TOSC-Mitglieder hätten unter dem Vorbehalt, dass die neue Regelung keiner Weltkirchenregion aufgezwungen werden dürfe, die Ordination von Frauen zum Pastorendienst bejaht. Die Formulierung, welcher 40 Mitglieder zustimmten, lautete: „Jede Dienststelle, die befugt ist, Pastoren zu berufen, wird autorisiert, nur Männer als ordinierte Pastoren zu berufen oder sowohl Männer als auch Frauen zum Pastorendienst zu ordinieren.“

32 Komitee-Mitglieder hätten der Formulierung zugestimmt wonach „in der Weltkirche ausschliesslich qualifizierte Männer für das Pastorenamt ordiniert werden sollen“. Damit habe sich diese Gruppe grundsätzlich gegen die Frauenordination ausgesprochen.

22 Kommissionsmitglieder hätten eine weitere Möglichkeit angekreuzt. Sie erachteten demnach die Frauenordination in der Kirche als möglich, obwohl sie davon überzeugt seien, dass Gottes „Modell“ das der männlichen Leiterschaft sei. Sie stimmten der Formulierung zu: „Christus ist das einzige Haupt der Kirche“. Es „gibt ein biblisches Modell männlicher Leiterschaft unter der Führung Christi im Amt des ordinierten Pastors... Wir empfehlen, dass die dafür autorisierte Kirchenleitung unter Berücksichtigung biblischer Prinzipien zur Entscheidung berechtigt ist, ob eine solche Anpassung [Erlaubnis sowohl Männer als auch Frauen zu ordinieren], für ihren Bereich oder ihre Region angemessen ist.“

Diese Abschlussbefragung der TOSC-Mitglieder habe in zwei wesentlichen Punkten ganz klare Mehrheiten ergeben, schrieb Nicholas Miller, ausserordentlicher Professor für Kirchengeschichte an der adventistischen Andrews Universität, Michigan/USA, in einem Online-Kommentar im „Adventist Review“, der adventistischen Kirchenzeitschrift in Nordamerika. Über 65 Prozent der Befragten stimmten darin überein, so Miller, dass in gewissen Kirchenregionen ein Entgegenkommen und Varianten erlaubt sein müssten, damit Frauen als ordinierte Pastorinnen dienen könnten. Zweitens hätten beinahe 60 Prozent der Befragten angegeben, dass das göttliche Modell männlich ordinierter Leiterschaft weiterhin als Norm anerkannt werden solle. Miller hatte gemeinsam mit Dr. David Trim, Direktor für Archive und Statistik der Weltkirchenleitung, den TOSC-Kommissionsmitgliedern diese Variante vorgetragen, welche von 22 Mitgliedern priorisiert worden war.

Nach der Befragung hielt Pastor Geoffrey Mbwana, stellvertretender TOSC-Vorsitzender und einer der neun Vizepräsidenten der Weltkirchenleitung fest, dass niemand vorschnell sagen solle: „Das ist eine klare Sache“. „Im Moment ist nur eines ganz klar“, so Mbwana, „das sind die grossen Differenzen, die wir in der Frage der Ordination von Frauen zum Pastorendienst haben.“

Vom 16. bis 19. Juni werde der TOSC-Abschlussbericht in verschiedenen administrativen Gremien der Weltkirchenleitung diskutiert, sagte Ted Wilson, adventistischer Weltkirchenleiter. Anschliessend setze er das Thema auf die Tagesordnung der Jahressitzung des Exekutivausschusses der Weltkirchenleitung, die vom 9. bis 14. Oktober in Silver Spring, Maryland/USA stattfinde. Den mehr als 300 Mitgliedern des Exekutivausschusses würden das ganze TOSC-Studienmaterial sowie zusätzliche Unterlagen zur Verfügung gestellt, so Wilson. Der Exekutivausschuss entscheide, welche Empfehlung er in der Frage der Frauenordination der im Juli 2015 stattfindenden Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) in San Antonio, Texas/USA, zur Beschlussfassung vorlegen werde.

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